Audio-Kompressor richtig einstellen – Tutorial, Funktion, Erklärung – 2023

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Der Audio-Kompressor – ein Werkzeug, mit dem man beim Abmischen die Musik bzw. die Instrumente, Drums und den Gesang schön verdichten kann. Das heißt, dass man damit die Unterschiede zwischen lauten und leisen Signalen verringern kann. Und oft wird auch tatsächlich schön viel verdichtet. Doch klingt das wirklich besser? Welche Audiosignale benötigen wirklich eine Komprimierung? Warum muss man überhaupt komprimieren? Dazu nun dieses Tutorial Audio Kompressor richtig einstellen (Funktion, Erklärung).

Früher wurde der Mix auf einer Bandmaschine aufgenommen. Diese hat den gesamten Sound u.a. leicht komprimiert. Heutzutage geben digitale Systeme exakt das aus, was wir aufgenommen haben. Radiosender wollen kräftige Signale, die sich problemlos übertragen lassen und sich auch bei Umgebungslärm durchsetzen. Plattenfirmen wollen meistens laute Produktionen haben – am besten lauter als alle anderen. Das sind alles Gründe, warum viele bei einem modernen Mix viel komprimieren und das oft ziemlich heftig.

Du magst den Sound der damaligen Songs? Es gibt Plugins, die eine Bandmaschine emulieren, wie beispielsweise die UAD Studer A800, UAD Ampex ATR-102 oder Slate Digital VTM. Einfach mal die Demo herunterladen und ausprobieren. Auch heutzutage werden Bandmaschinen – vor allem als Plugin – häufig genutzt.

Eine sehr empfehlenswerte Bandmaschine als Plugin: Slate Digital VTM.

Slate Digital VTM (Virtual Tape Machines) bei Thomann ansehen und Preis prüfen.*

Bei den Aufnahmen aus den 60ern und 70ern war Überkomprimierung noch nicht Mode. Die Bassdrum knallt dir noch nicht mit einem fetten „Boom!“ ins Gesicht. Die Snare springt dich noch nicht an. Eine akustisch aufgenommene Bassdrum und Snare klingt also in Wirklichkeit gar nicht so präsent, wie wir uns das heute meist wünschen. Wenn wir daraus einen modernen Sound kreieren wollen, müssen wir komprimieren.

Aber (!) wenn wir alles komprimieren, kommt alles auf den gleichen Pegel. Das Problem? Alles kommt auf den gleichen Pegel. Das ist das Gegenteil von Musik. Musik ist dynamisch! Die bessere Methode:

So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich komprimieren.

Das heißt, einen Drumsound mixen, der präsent ist, aber auch gleichzeitig die Dynamik eines lebendigen Drumsets ausmacht. Wenn ihr feststellt, dass ihr fast bis zu 12 dB komprimiert, macht ihr etwas falsch. Dann heißt es, eine Pause von ca. 15 min einzulegen. Macht euch einen schönen Latte Macchiato. Anschließend stell den Kompressor so ein, dass ihr den Einfluss des Kompressors nicht deutlich heraushört. Ausnahmen stellen hier sicherlich Musikrichtung wie der Trip Hop dar. Solche Musikrichtungen brauchen eine heftige Komprimierung für einen auffälligen Audio-Effekt.

Wie gehe ich nun am besten vor? Dazu müssen wir erst einmal die Regler eines Kompressors verstehen.

Audio-Kompressor richtig einstellen

Wie eingangs erwähnt, verringert der Kompressor die leisen und lauten Töne. Dadurch macht er den Sound dichter. Der Unterschied zwischen leisen und lautet Tönen nennt man Dynamik. Der Kompressor verringert also die Dynamik. Letztendich ist ein Kompressor ähnlich wie ein Fader an deinem Mischpult bzw. Softwaremixer, den man so programmieren kann, dass er in Echtzeit laute Töne leiser macht.

Kleiner Hinweis am Rande: Ein Kompressor kann nicht nur den Klang verdichten, sondern diesen auch verändern. Aber der eigentliche ursprüngliche Sinn eines Kompressors ist es, den Klang zu verdichten.

Als Beispiel soll der Gesang dienen – wenn du lieber HipHop magst, stelle dir einen Sprechgesang bzw. Rap vor. Wir hören in der Strophe, dass ein paar Worte sehr leise gesungen wurden. Würde man nun mit einem Fader die Lautstärke so erhöhen, dass man diese Worte gut versteht, wäre der restliche Gesang in der Strophe viel zu laut.

Ziehen wir den Fader wieder zurück, klingt der restliche Gesang angenehm laut, aber Worte, die zu leise gesungen wurden, verstehen wir wieder kaum. Letztendlich wären wir mit keiner Fadereinstellung zufrieden.  Wenn wir keine vernünftige Lautstärke mit dem Fader finden, weil die leisen und lauten Töne einfach einen zu großen Abstand haben (hohe Dynamik), könnte eine Lösung der Kompressor sein.

Mit einem Kompressor können wir nun die laut gesungenen Wörter leiser machen, sodass die Lautstärke des Gesangs insgesamt gleichmäßiger wird.

Woher weiß der Kompressor, welche Wörter zu laut gesungen wurden?

Threshold

Wir bleiben beim Gesang. Damit der Kompressor weiß, welche Wörter zu laut gesungen wurden, gibt es den sogenannten Threshold. Dieser Regler wird auch Schwellenwert genannt. Für einen besseren Lesefluss wird dieser Regler aber im Folgenden nur noch Threshold genannt.

Threshold: Mit diesem Regler teilt man dem Kompressor mit, ab welcher Lautstärke er ein Signal leiser machen soll. Bei der Ausgangsstellung „0“ macht er so gut wie noch gar nichts (meist die Standardeinstellung; default setting). Nun regelst du den Threshold herunter (in den Minusbereich) bis der Kompressor die ersten Signalspitzen / lauten Töne vom Gesang bemerkt. Die lauten Töne, die der Kompressor nun mit dieser Threshold-Einstellung erkennt, werden leiser gemacht. Regelst du nun den Threshold ganz herunter, werden selbst die sehr leise gesungenen Wörter erfasst und noch leiser gemacht. Mit dem Threshold stellst du ein, wann der Kompressor beginnt zu arbeiten.

Zudem solltest du gleich am Anfang noch einen Regler am Kompressor kennenlernen: das Output Gain. Dieser Regler ist mindestens genauso wichtig wie der Threshold. Mit dem Output Gain wird die Lautstärke angepasst (manchmal heißt der Regler auch Makeup Gain (Aufholverstärkung)). Durch das Komprimieren ändert sich nämlich die Lautstärke. Ob der Kompressor tatsächlich das gewünschte Ergebnis erzielt, können wir aber nur beurteilen, wenn wir das unkomprimierte mit dem komprimierten Signal in derselben (!) Lautstärke vergleichen. Ansonsten klingt das lautere Signal immer besser.

Mein Lieblingskompressor für einzelne Spuren: der Sonnox Oxford Dynamics. Er fügt dem Signal keine Färbung hinzu, dafür arbeitet er sehr transparent. Die Anpassung der Lautstärke an das unbearbeitete Audiosignal kannst du mit dem Make-Up-Gain vornehmen (roter Kreis).

Das Vergleichen in derselben Lautstärke ist wirklich sehr wichtig – nicht nur beim Kompressor, sondern bei allen Bearbeitungen beim Abmischen.

Regel also als erstes den Threshold herunter, bis der Kompressor alle Töne erfasst, die du als zu laut empfindest. Die meisten Kompressoren bieten zur optischen Unterstützung ein VU-Meter an. Das VU-Meter zeigt an, wie viel von der Lautstärke abgesenkt wird (Gain Reduction).

Beispiel: Das Audiosignal geht bis -16 dB. Der Threshold steht auf -20. Das Audiosignal wird also erfasst. Bei einer Ratio von 4:1 wird das Audiosignal nun um 3 dB leiser gemacht. Das VU-Meter zeigt also -3 dB an. Also geht das Audiosignal jetzt nur noch bis -19 dB.

Das VU-Meter zeigt uns also ganz einfach visuell an, wie sehr das Audiosignal komprimiert wird.

Du liegst nicht verkehrt, wenn das VU-Meter bei den lauten Tönen um 1-3 dB ausschlägt. Also eine Pegelreduktion (Gain Reduction) von 1-3 dB erfolgt. Letztendlich sollte immer dein Gehör entscheiden, was ein passender Threshold für das Signal ist. Zur Orientierung kannst du aber gerne einen Blick auf das VU-Meter werfen.

Hast du eine Einstellung für den Threshold gefunden, bei der du denkst, dass diese passen könnte, stelle den Kompressor auf Bypass (Signal wird nicht mehr vom Kompressor bearbeitet). Achte nun auf die Lautstärke, wenn du den Bypass wieder deaktivierst. Regel nun mit dem Output Gain nach. Wiederhole den Vorgang bis beide Signale (unbearbeitet, bearbeitet) gefühlt gleich laut sind.

Hast du das gewünschte Ergebnis erzielt? Was ist ein gutes Ergebnis? Dazu kannst du dir dein Referenzsong anhören. Achte dabei auf die Lautstärkeunterschiede zwischen leisen und lauten Tönen beim Gesang oder jeweiligem Instrument (Gitarre, Bass, Keyboard-Part). Auch hier gilt: Vergleiche den Referenzsong und dein Mix in der gleichen gefühlten Lautstärke. In der Praxis heißt das, dass du den Referenzsong leiser machen musst.

Neben dem Vergleich mit dem  Referenzsong wäre ein weiterer Anhaltspunkt einen Kompressor zu benutzen, wenn du keine vernünftige Fadereinstellung findest. Hast du beispielsweise beim Gesang das Gefühl, dass es ein paar Stellen gibt, wo der Sänger einfach zu laut wird, und dadurch die Fadereinstellung ein paar Mal nicht passt, könnte die Lösung ein Kompressor sein.

Probiere zudem ein paar Presets aus. Du möchtest den Gesang bearbeiten? Dann versuche es doch einmal mit dem Preset „Gesang“. Stelle den Threshold wieder individuell ein (Regler auf „0“ stellen und Threshold herunterregeln), sodass dieser alle dir zu laut vorkommenden Wörter bzw. Töne erfasst. Anschließend stellst du wieder das Output Gain ein, indem du den Bypass-Schalter immer ein- und ausschaltest bis du die gefühlte gleiche Lautstärke zwischen un- und komprimierten Gesang erreichst.

Der interne Compressor von Cubase enthält sehr viele Presets. Einfach mal passend zur Spur ein Preset auswählen und mit dem Threshold und Output anpassen.

Der Threshold wurde zum besseren Verständnis am Beispiel des Gesangs erklärt. Natürlich gilt dasselbe auch für Instrumente, wie z.B. Bass, Gitarren, Keyboards, Audio-Effekte, Schlagzeug/Drums usw. – also für alle Audiosignale. Mit dem Threshold und dem Output Gain solltest du schon relativ weit kommen. Wenn dir das Ergebnis noch nicht gefällt, kannst du dir ein passendes Preset einstellen und den Threshold und das Output Gain entsprechend nachjustieren.

Es gibt Kompressoren, die die Lautstärke automatisch ausgleichen (meist Auto Gain genannt). Ich empfehle es aber, diese Funktion nicht zu nutzen und die Lautstärke immer manuell anzupassen. Nach meiner Erfahrung klingt das komprimierte Audiosignal bei der automatischen Lautstärkeanpassung trotzdem immer etwas lauter als das unkomprimierte Audiosignal.

Mehr musst du eigentlich erst mal nicht zum Kompressor wissen. Verarbeite das Wissen, wende es an und trinke ein Glas Apfelschorle. Dann bist du bereit für den verschwundenen Threshold.

Der Threshold-Regler ist verschwunden

Dein geöffneter Kompressor hat keinen Threshold? Ja, einige Kompressoren haben keinen Threshold-Regler. Diesen Kompressoren teilt man die lauten Töne, die leiser gemacht werden sollen, auf eine andere Art mit. Es gibt dafür zwei weitere Varianten:

  • Peak Reduction (manchmal auch als „Compression“ bezeichnet) – Absenkung des Spitzenpegels: Dieser Regler ist sehr einfach zu verstehen: Je mehr du diesen aufdrehst, desto mehr wird komprimiert.
Der UAD LA-2A (Legacy) ist ein guter Kompressor, der den berühmte und in unzähligen Studios zu findende LA-2A von Teletronix emuliert. Soll das Audiosignal mehr komprimiert werden, musst du den Regler „Peak Reduction“ im Uhrzeigersinn drehen. Mit dem Gain-Regler kann die Lautstärke an das unbearbeitete Audiosignal angepasst werden. Der Kompressor eignet sich u.a. für Bass und Gesang sehr gut. Der Legacy von Universal Audio ist schon etwas älter. Mittlerweile hat die Firma Universal Audio das Plugin weiterentwickelt.
  • Input Gain – Eingangsverstärkung: Hierbei hat der Kompressor einen Threshold, der fest eingestellt ist. Wenn der Kompressor bei diesem fest eingestellten Threshold aber nicht alle gewünschten lauten Wörter erfasst, erhöhst du die gesamte Lautstärke des Gesangs mit dem Input Gain, bis alle gewünschten (lauten) Wörter vom Threshold erfasst werden. Da der gesamte Gesang bei dieser Art der Kompression lauter wird, ist so ein Kompressor für Anfänger nicht zu empfehlen. Denn lauter klingt immer besser. Vergiss also hier nicht den Output-Regler wieder herunterzudrehen, und zwar wieder so leise, wie das unbearbeitete Signal war. Erst dann vergleiche den unkomprimierten mit dem komprimierten Gesang. Darauf wird auch noch einmal später in diesem Artikel hingewiesen, weil es wirklich wichtig ist!
Wie der LA-2A ist auch der 1176 eine Legende. Die Kompression und den Klang dieses Kompressors hören wir auf unzähligen Alben. Im Gegensatz zum LA-2A reagiert er schneller. Die für mich beste Emulation ist die von Universal Audio (siehe Abbildung). Wie beim LA-2A gibt es beim 1176 auch eine ältere Version namens Legacy und eine neue Version vom gleichen Hersteller, die noch einmal eine Schippe Realismus drauf legt. Ein 1176 (-Plugin) gehört eigentlich in jedes Tonstudio. Für Anfänger ist er nicht unbedingt empfehlenswert, weil wir mehr Input aufdrehen müssen, damit der Kompressor stärker komprimiert. Dadurch wird aber auch der Sound lauter, sodass es im ersten Moment immer besser klingen wird. Regelt aber auch unbedingt den Output herunter!

Die lauten Töne noch leiser machen (Ratio)

Wäre es nicht schön, wenn wir bestimmen könnten, wie viel leiser die vom Threshold erfassten lauten Signalspitzen / Töne gemacht werden sollen. Das Schöne ist, dass uns auch dafür der Kompressor eine Möglichkeit bietet. Dieser Regler wird Ratio genannt.

Ratio (manchmal auch Slope genannt): Mit dem Threshold können wir also sagen, welche lauten Töne leiser gemacht werden sollen. Mit der Ratio teilen wir dem Kompressor nun mit, wie viel leiser er alle lauten Töne herunterregeln soll, die vom Threshold erfasst werden.

  • Bei einer geringen Ratio von 1,5:1 werden die lauten Töne kaum leiser gemacht.
  • Genauer: Bei einer Ratio von 2:1 wird ein Signal, das 2dB lauter als der Threshold ist, nur noch 1 dB lauter.
  • Bei einer Ratio von 12:1 werden die lauten Töne schon deutlich leiser gemacht.
  • Bei der höchsten Ratio-Einstellung, die manche Kompressoren anbieten, von unendlich:1 werden sogar alle erfassten lauten Töne bis zum eingestellten Threshold leiser gemacht. Noch leiser können die Signale nicht gemacht werden. Das heißt, die Signale können maximal bis zum eingestellten Threshold heruntergeregelt werden.

Was heißt das?

  1. Haben die lauten und leisen Töne noch einen zu großen Abstand? Erhöhe die Ratio.
  2. Sind die lauten Töne zu sehr an den leisen Tönen angeglichen bzw. klingt es gequetscht? Verringere den Ratio-Wert.

Oft ist es empfehlenswert, den Kompressor nicht zu brutal die Lautstärke mit einer hohen Ratio herunterregeln zu lassen. Denke an das Zitat: „So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich komprimieren.“ Für natürliche Ergebnisse ist eine Ratio von 2:1 bis 3:1 (maximal 4:1) empfehlenswert.

Die Gefahr beim Ratio-Regler ist, dass man diesen zu hoch einstellt, und dadurch der Gesang oder das Instrument sich zu leblos, unmusikalisch, unnatürlich und flach anhört.

Limiter

Kompressoren, die mit einer Ratio von unendlich:1 arbeiten, werden Limiter genannt. Sie lassen ab dem eingestellten Threshold meistens keine Töne bzw. Signalspitzen durch. Das ist ideal, um eine digitale Übersteuerung zu vermeiden (über 0 dBFS). Daher werden sie oft beim Mastering eingesetzt, um einen Mix lauter zu machen. Limiter die vor allem für Masteringzwecke entwickelt wurden, setzen oft auf Eingangsverstärkung (Input Gain). So kann die Eingangsverstärkung erhöht werden, ohne dass der Mix über die 0 dBFS hinausschießt – also nicht unangenehm verzerrt. Übertreiben darf man aber hierbei nicht, sonst klingt es nicht mehr angenehm.

Hervorragende und transparente Limiter als Plugin: Oxford Dynamics von Sonnox, das mehr als den Limiter enthält, und den bx_limiter von Plugin Alliance.

Der Limiter ist übrigens oft eine gute Alternative zum Kompressor (Kompressor vs. Limiter). Es klingt oft natürlicher, ein paar Mal hart mit dem Limiter einzugreifen, als die ganze Zeit heftig zu komprimieren. Für solche Aufgaben sind hervorragend der Sonnox Dynamics Limiter oder der Brainworx BX Limiter geeignet. Sie sind sehr transparent.

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Attack und Release

Wir können dem Audio-Kompressor sagen, wie schnell oder langsam er reagieren soll, bis der eingestellte Zieltwert (Ratio) erreicht werden soll. So ist es möglich, wenn der Kompressor einen lauten Ton erfasst, dass er nicht sofort diesen Ton, so wie der Ratio-Wert eingestellt ist, leiser macht. Die Komprimierung soll also erst langsam einsetzen. Wie lange der Kompressor für die maximal eingestellte Komprimierung braucht, sobald das Audiosignal den Threshold überschreitet, kannst du mit dem Attack-Regler einstellen.

Attack: Mit diesem Regler bestimmst du also, wie lange der Kompressor die vom Threshold erfassten lauten Töne für die maximal eingestellte Komprimierung braucht.

  • Soll der laute Ton sofort komprimiert werden? Wähle einen kurzen Attack-Wert.
  • Soll beim Gesang der erste Buchstabe bei dem laut gesungenen Wort vom Kompressor möglichst unangetastet bleiben? Wähle eine längere Attack-Zeit.

Der Attack-Regler bedeutet in der Theorie, dass bei dem eingestellten (Zeit-)Wert das Audiosignal um 2/3 von der maximal eingestellten Ratio reduziert wird. Beispiel: Das Audiosignal geht bis -16 dB. Der Threshold steht auf -20 dB. Die Ratio auf 4:1. Das Audiosignal wird nun um -3 dB reduziert. Der Attack-Regler ist auf 30 ms eingestellt.

Was bedeutet das? Es dauert nun 30 ms bis das Signal um 2 dB leiser gemacht wird. Und was wäre wir würden den Attack-Regler nun auf 200 ms einstellen? Das bedeutet, dass der Kompressor erst bei 200 ms das Audiosignal um 2 dB leiser macht. Die eigentliche Zeit bis der Kompressor das Signal um 3 dB reduziert, ist also noch länger als der Attack-Regler anzeigt.

Das musst du dir jetzt aber nicht merken, um einen Kompressor bedienen zu können. Merke dir nur, was oben steht: schnelle Attack =  der Ton soll möglichst sofort komprimiert werden; langsame Attack = der Ton soll nicht gleich erfasst werden. Viele Attack-Regler zeigen gar nicht die Millisekunden an. Dort stehen in der Regel nur Zahlen, z.B. 1-10.

Jetzt haben wir bestimmt, wie lange es dauert, bis die vom Threshold erfassten lauten Töne maximal komprimiert werden. Nun wäre es doch auch sinnvoll, wenn wir bestimmen könnten, wie schnell der Kompressor wieder aufhört zu komprimieren, wenn die Lautstärke des Gesangs wieder unter dem eingestellten Threshold ist. Und ja, das können wir tatsächlich mit dem Release-Regler.

Release: Mit diesem Regler bestimmst du beim Kompressor, wie lange es dauert, bis der Kompressor wieder mit der Kompression aufhört, wenn der Gesang den Threshold unterschreitet.

Tipp: Um eine für den Gesang oder Instrument passende Einstellung mit dem Attack- und Release-Regler zu finden, ist es empfehlenswert, den Threshold weiter als nötig herunterzuregeln. Dadurch hörst du die Auswirkungen besser heraus. Stelle anschließend den Threshold wieder in der vorherigen Position zurück.

Hinweis: Wenn du zu kurze Attack- und Releasezeiten wählst, kann es vorkommen, dass du unschöne Nebeneffekte hörst. Kurze Attack- und Releasezeiten können nämlich zur Veränderung der Wellenform führen.

Manche Kompressoren bieten auch einen automatischen Attack- und/oder Release-Regler an. Diese funktionieren am besten bei komplexeren Sounds, die eine transparente Pegelreduktion benötigen.

Im Folgenden ein paar allgemeine Gedanken zur Anwendung eines Kompressor.

Wann komprimieren?

Wenn du einen Song mit wenigen echten Instrumenten bzw. live eingespielten Instrumenten hast, muss allgemein deutlich weniger komprimiert werden. Viele Samples (bei einer Sample-Library, Drum-Library) sind bereits komprimiert. Auch müssen Synthesizer-Sounds oder Plugins, mit denen man echte Instrumente spielen kann, oft nicht und schon gar nicht heftig komprimiert werden. Wobei auch hier durch unterschiedliche Anschlagstärken der Midi-Noten durchaus im Nachhinein eine Verdichtung notwendig sein kann.

Der Gesang hingegen benötigt sehr oft eine Komprimierung. Denn meistens haben Sänger einen sehr großen Dynamikumfang. In aktuellen Songs hört man oft sogar eine sehr nahe, intime Stimme, die vor allem mit Kompression erreicht wird. Auch live eingespielte Instrumente benötigen eigentlich so gut wie immer eine Komprimierung. Das können

  • Bass,
  • Schlagzeug (Bassdrum, Snare, HiHats, Cymbals) oder
  • Gitarren sein.

Kein Musiker hält beim Spielen seines Instruments perfekt die Lautstärke. Vielleicht gibt es ganz wenige Musiker, die das können, aber die Realität sieht oft anders aus. Ein Kompressor kann dabei unterstützen, eine gleichmäßige Lautstärke zu erreichen.

Es dauert eine Weile bis man einen Kompressor richtig anwenden und einstellen kann. Versuche immer genau heraushören, ob es wirklich mit einem Kompressor besser klingt. Denke an das oben genannte Zitat: „So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich komprimieren.“ Ein Kompressor sollte bei einzelnen Signalen, wie beispielsweise bei einer BD (oft die Abkürzung für Bassdrum), Snare oder Bass, eher dazu genutzt werden, ein Signal etwas tighter, kompakter und kräftiger zu machen, als das Signal brutal zu formen.

Um natürliche Ergebnisse bei Signale mit hohem Dynamikumfang zu erreichen, werden oft auch 2 Kompressoren mit subtilen (!) Einstellungen hintereinander eingefügt.

Auch wenn bereits weiter oben die Lautstärkeanpassung zwischen un- und komprimierten Signal erwähnt wurde, wird im nächsten Abschnitt aufgrund der Wichtigkeit noch einmal separat darauf eingegangen.

Klingt es wirklich mit dem Kompressor bzw. der Kompressor-Einstellung besser?

Punch wird mit Dynamik erzielt. Dieser geht durch starke Komprimierung verloren. Wenn alles komprimiert wird, klingt alles einförmig und indirekt. Die Kunst besteht darin, die richtigen Signale subtil zu komprimieren und die übrigen ungehindert durchzulassen.

Oft wird zu viel komprimiert, weil ein heftiger Fehler gemacht wird: die Lautstärke wird nicht angepasst. Man schaltet das Plugin aus und ein und es klingt besser, doch oft klingt es einfach nur lauter!

Beim Vergleich zwischen dem unbearbeiteten und dem bearbeiteten (komprimierten) Audiosignal passe vorher immer die Lautstärke an das unbearbeitete Audiosignal an.

Das ist wirklich sehr wichtig! Auch wenn du keine Lust mehr hast, es schon spät bist, eigentlich viel zu müde dazu bist, passe die Lautstärke trotzdem immer an. Es lohnt sich. Denn lauter klingt immer besser. Aber in Wirklichkeit klingt es nicht besser, sondern nur lauter. Passt du immer fleißig die Lautstärke an, wirst du merken, dass das Instrument ohne Bearbeitung in vielen Fällen besser klingt.

Tipp: Um die gefühlte Lautheit anzugleichen, kannst du dir zur optischen Unterstützung nach dem Kompressor ein Plugin in dem Kanal einfügen, das dir den RMS-Pegel (gefühlte Lautstärke) anzeigt. Ich benutze hierfür öfters das Brainworx bx meter. Es gibt aber auch DAWs, die dir ohne ein zusätzliches Plugin den RMS-Pegel direkt am Mischpult bzw. Softwaremixer anzeigen können, wie es z.B. bei der DAW Pro Tools der Fall ist. Cubase kann in der Summe den RMS-Pegel anzeigen, jedoch nicht in den einzelnen Kanälen. Mehr zu dem Thema unter der richtige Pegel beim Aufnehmen (Recording).

Warum gibt es so viele unterschiedliche Kompressoren?

Ob Cubase, Pro Tools, Studio One, Logic oder Ableton Live fast jede moderne DAW hat einen Kompressor an Bord. Möchtest du den Lautstärkeunterschied eines Audiosignal reduzieren oder eine Bassdrum etwas kompakter haben, reichen die mitgelieferten Plugins völlig aus. Warum gibt es trotzdem so viele unterschiedliche Kompressoren und deren Plugin-Emulationen. Meiner Meinung nach aus folgenden Gründen:

  • Wie bei den EQs haben Toningenieure / Tontechniker schon früher mit den bestimmten Kompressoren gearbeitet und damit sehr gute Ergebnisse erzielt. Warum sollte man diese also nicht weiterhin auch als Emulation nutzen?
  • Viele Emulationen komprimieren das Audiosignal nicht nur, sondern färben das Signal zusätzlich für unsere Öhrchen auf eine sehr angenehme Art und Weise. Oftmals wird der Klang bereits gefärbt, obwohl der Kompressor das Signal wenig bis gar nicht komprimiert (Threshold ist auf „0“, VU-Meter bewegt sich nicht).
  • Es hat sich herausgestellt, dass sich einige Kompressoren für bestimmte Einsatzzwecke besonders gut eignen. So ist z.B. bekannt, dass ein LA2A (er besitzt nur zwei Regler; siehe Abbildung oben) mit seinem fest eingestellten Attack und Release-Regler eher träge reagiert und sich hervorragend für Bässe oder den Gesang eignet.

Sofern der Kompressor zwar das Signal gut komprimiert, es aber andere unschöne Nebeneffekte zu hören sind, probiere einen anderen Kompressor aus.

Empfehlenswerte Audio-Kompressoren

Ich möchte dir einige Kompressor-Plugins nennen, die ich gerne beim Abmischen / Mixing einsetze. Es gibt sicherlich noch weitere gute Kompressor-Plugins für den Kanal oder die Gruppe. Vielleicht hast du sogar schon deinen persönlichen Lieblingskompressor. Schreibe einen Kommentar und lass es uns wissen. Hier nun ein paar Empfehlungen:

  • Sonnox Oxford Dynamics: Wenn ein Signal einfach unauffällig komprimiert werden muss, nehme ich sehr gerne im Kanal oder in einer Gruppe den Sonnox Oxford Dynamics. Er klingt sehr transparent und „sauber“. Außerdem mag ich die Bedienung. Da der Sonnox Oxford Dynamics u.a. noch einen sehr guten Limiter besitzt, kann man schnell eine Kombination aus beiden Sachen für eine unauffällige Kompression ausprobieren. Eine Abbildung vom Sonnox Oxford Dynamics siehst du weiter oben im Artikel.
  • Klanghelm MJUC: Ein toller und günstiger Kompressor ist der MJUC von Klanghelm. Er bietet 3 unterschiedliche Kompressoren mit viel Charakter. Das bedeutet, dass er den Sound sehr schön färbt. Es gibt auch eine kostenlose Version. Diese beinhaltet aber nur ein abgespecktes Modell und reicht nicht ganz an die Klangqualität des kostenpflichtigen Plugins heran.
Sehr empfehlenswert: der günstige MJUC von Klanghelm.
  • Plugin Alliance bx_limiter: Der bx_Limiter von Plugin Alliance ist ein sehr guter Limiter für einen Kanal oder eine Gruppe (Abbildung siehe oben im Artikel). Er klingt sehr transparent. Das heißt, man hört keine Nebenwirkungen und kann unauffällig den Spitzenpegel (Peak; Einheit: dBfs) reduzieren. Außerdem besitzt er noch einen XL-Regler. Mit dem XL-Regler kann das Signal in der gefühlten Lautstärke erhört werden, ohne dass sich der Spitzenpegel deutlich erhöht.
  • Universal Audio UAD 1176: Ein 1176 gehört in jede Plugin-Sammlung. Viele Hersteller emulieren die berühmte 1176-Hardware. Von einer Emulation bin ich richtig begeistert: den 1176 von Universal Audio. Hierfür wird jedoch eine zusätzliche Hardware benötigt, um die Plugins von Universal Audio nutzen zu können. Die Hardware gibt es als Karte für den Desktop und als mobiles Gerät mit Apple- oder Windows-Anschluss. Sie fungiert als USB-Dongle (Kopierschutz) und entlastet zusätzlich den Rechner, da die Plugins ausschließlich (!) auf der UAD-Karte berechnet werden. Die Anzahl der UAD-Plugins ist also abhängig von der CPU-Power der Hardware.
In dem Paket von Universal Audio werden gleich 3 1176-Kompressoren emuliert. Jeder Kompressor hat seinen eigenen Charakter. Insgesamt verleihen die Kompressoren den Sound eine sehr edle Note. Klasse!
Um die Plugins – u.a. den 1176 – von Universal Audio nutzen zu können, benötigst du eine zusätzliche Hardware. Ich nutze für meinen Windows-Rechner, wie in der Abbilung zu sehen, die UAD-2 Satellite.

UAD-2 Satellite bei Thomann ansehen und Preis prüfen.*

  • Softube TLA-100 A: Dieser TLA-100 von Softube emuliert vom Kompressionsverhalten den LA-2A. Ich mag diesen Kompressor sehr, um den Bass und Gesang ein bisschen zu komprimieren. Er verleiht dem Sound zusätzlich eine tolle Färbung.
Ein sehr schöner Kompressor mit einer tollen Färbung: der Softube TLA-100 A.

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Ich habe noch einen Regler mit dem Namen „Knee“ entdeckt!

Gut aufgepasst! Diesen Regler oder Knopf (Knee) bieten tatsächlich manche Kompressoren an. Zunächst sollte man dazu wissen, dass sich Kompressoren hinsichtlich ihrer Bauart darin unterscheiden, ob sie genau nach dem Threshold/Schwellenwert komprimieren (harte Kennlinie) oder schon leicht vorher (weiche Kennlinie). Ein Vorteil bei weicheren Kennlinien ist es, dass diese die Kompression weniger offensichtlich machen.

Viele etablierte Kompressoren in einem Tonstudio arbeiten mit einer weicheren Kennlinie. Diese Eigenschaft und natürlich auch noch weitere haben zu dessen Erfolg beigetragen. Bietet ein Plugin die Wahl mit dem Knee-Regler, probiere einfach aus, welche Kennlinie zum gewünschten Ergebnis führt.

Fazit: So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich komprimieren.

Du möchtest am liebsten ständig mit den Fader nachregeln, weil der Gesang oder das Instrument zu laut und/oder manchmal zu leise ist? Versuche es mit einem Kompressor. Du möchtest die Bassdrum und/oder Snare wie im Referenzsong etwas kompakter haben? Nehme ein Kompressor. Beim Vergleich zwischen un- und komprimierten Audiosignal passe immer die Lautstärke mit dem Output Gain an das unbearbeitete Signal an. Nur so ist der Vergleich fair.

Wähle keine extremen Einstellungen. Es ist meistens die bessere Wahl, subtil mit dem Kompressor einzugreifen. Notfalls nehme einen weiteren Kompressor, den du auch subtil einstellst. Für einen natürlichen Sound ist es sogar manchmal besser hart mit einem Limiter einzugreifen, als ständig heftig zu komprimieren. Probiere doch auch mal eine Kombination aus Kompressor und Limiter aus.

Welche Audio-Kompressoren kommen bei dir ständig zum Einsatz? Für welche Aufgaben nutzt du diese? Hast du noch weitere Tipps für die richtigen Einstellungen beim Audio-Kompressor? Schreibe einen Kommentar. Du konntest dein Wissen über den Audio-Kompressor erweitern? Du hast Freunde und Bekannte, die sich auch für das Thema interessieren? Du kannst den Artikel schnell und einfach mit den Buttons oben und unten im Artikel teilen. Vielen Dank.

Einen Kompressor perfekt für den Gesang oder ein Instrument einzustellen, ist wirklich sehr schwierig. Viele hilfreiche, praktische und einfach zu verstehende Tipps, um immer einen Kompressor perfekt einzustellen, werden im neuen E-Book von Tonstudio-Wissen.de verraten. Auf diese Weise wirst du zielsicher den Kompressor einstellen können. Außerdem werden viele andere Themen in den Bereichen produzieren, abmischen und Mastering aufgezeigt. Endlich in allen Bereichen besser werden! Zum E-Book.

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12 KOMMENTARE

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  2. Super gut erklärt und sehr hilfreich ! Unter dem Titel „Wann Komprimieren gibt es für mich einen Wiederspruch oder ich habe es falsch verstanden.
    Du Schreibst:
    Wenn du einen Song mit wenigen echten Instrumenten bzw. live eingespielten Instrumenten hast, muss allgemein deutlich weniger komprimiert werden. Viele Samples (bei einer Sample-Library, Drum-Library) sind bereits komprimiert.
    ……
    Auch live eingespielte Instrumente benötigen eigentlich so gut wie immer eine Komprimierung. Das können
    Bass,
    Schlagzeug (Bassdrum, Snare, HiHats, Cymbals) oder
    Gitarren sein.
    Kein Musiker hält beim Spielen seines Instruments perfekt die Lautstärke.

    Das ist für mich jetzt wiedersprüchlich.
    Was gilt nun ? Live eingespielte Instrumente und Gesang müssen immer komprimiert werden im Gegensatz zu
    Songs die elektronisch in einer DAW unter verwendung von VST’s (Sample Library usw) komponiert wurden
    eher nicht oder nur vereinzelte Instrumente ?

    Für Euro Inputs wäre ich sehr Dankbar
    Gruss
    Roger

    • Hallo Roger,

      herzlichen Dank für deinen Kommentar. Es freut mich sehr, dass du den Artikel über den Audio-Kompressor hilfreich findest.

      Ich habe mir den Abschnitt „Wann komprimieren?“ noch einmal durchgelesen. Ich kann keinen Widerspruch erkennen. Zusammengefasst soll der Abschnitt Folgendes aufzeigen:

      – Live eingespielte Instrumente benötigen oft eine Komprimierung
      – Samples benötigen seltener eine Komprimierung

      Du hast den Abschnitt also richtig aufgefasst.

      Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß beim Abmischen.
      Mit freundlichen Grooves
      Tonstudio Wissen

    • Hallo Elmo,

      vielen Dank für deine Rückmeldung! Viel Spaß nun beim Komprimieren!

      Mit freundlichen Grooves
      Tonstudio Wissen

  3. Hallo zusammen, besten Dank, eure Tutorials sind wirklich sehr hilfreich! Ich habe aufgrund dieser Tutorials nebst anderen Dingen eine Universal Audio Apollo Twin USB Soundkarte gekauft (sehr empfehlenswert). Nun nehme ich meine Hardware, z.B. Drums wie Roland TR-08, Synths wie SE-02, DSI OB-6 wie folgt auf: Im Eingangskanal (Stereo, Unison) positioniere ich den Preamp UA 610 B, und den UAD Oxide Tape Recorder. In der DAW (Ableton live) lege ich dann auf die Summe der Drums den UAD Fairchild 670 (um die Drums zu verschmelzen). Brauche ich da überhaupt noch einen Kompressor in den Einzelspuren? Oder übernimmt der Oxide Tape Recorder diese Funktion – oder wäre anstelle des Oxide Tape Recorders besser ein FET Kompressor und dann später in der Kette den Tape Recorder? Was meint ihr dazu, kann man da etwas falsch machen, solange es gut tönt? Kann es sein, dass es zu Hause/Kopfhörer gut tönt, aber in den Clubs dann die Drums zuwenig durchkommen? Oder kann zuviel Einsatz von Tape dann später für den Mastering Engingeer Probleme bereiten? Sorry für die vielen Fragen 🙂 und danke für jegliche Antworten! Liebe Grüsse, Thomas

    • Hallo Thomas,

      herzlichen Dank für deinen Kommentar! Es freut mich wirklich sehr, dass dir die Tutorials und Produkt-Empfehlungen auf Tonstudio Wissen weiterhelfen.

      Es kann trotz deiner Effekt-Kette durchaus sein, dass die eine oder andere Spur noch zusätzlich einen Kompressor benötigt. Kannst du alle Elemente gut in deinem Mix platzieren, ohne dass einzelnen Audiosignale herausstechen? Ja? Sehr gut. Du benötigst dafür keinen Kompressor. Um die Frage zu beantworten, ob deine Kick z.B. noch etwas kompakter sein könnte, hilft nur eins: Vergleiche deinen Song mit einem Referenztrack. Klingt die Kick bei diesem noch etwas kompakter? Dann ist das ein Fall für den Kompressor. Oder hat die Kick im Referenzsong sogar mehr Punch? Dann versuche mit einem Transienten-Designer die Attack (Anschlag) zu erhöhen. Oder suche noch nach einem Sample, dass deine derzeitige Kick noch ein bisschen Punch verleiht.

      Wenn es gut klingt, dann machst du nichts falsch. Wenn du dir unsicher bist, ob dein Song mit einem Dance-Track im Club mithalten kann, dann suche dir so einen Track als Referenzsong heraus. Wie klingen dort die Drums im Vergleich zu deinem Song? Passe dazu die Laustärke der beiden Songs unbedingt an. Um das mit einem Kopfhörer beurteilen zu können, sollte dieser den Klang möglichst linear mit einer präzisen Impulswiedergabe wiedergeben können. Bei Lautsprechern ist natürlich die Raumakustik sehr wichtig, um das genau beurteilen zu können. Diese sollten zudem auch die sehr tiefen Töne bis ca. 30 Hz erfassen, um auch solche Frequenzen beurteilen zu können.

      Letztendlich sollte es natürlich das Ziel sein, dass der Song bestmöglich klingt. Wenn der Song durch das Tape besser klingt, dann ist es genau die richtige Wahl. Der Mastering-Engineer wird sich freuen, wenn er einen gut klingenden Song erhält – auch wenn dazu ein Tape nötig ist. Probleme sollte er damit nicht haben.

      Ich hoffe, ich konnte dir damit ein bisschen weiterhelfen. Ganz viel Spaß weiterhin beim Mixing!

      Mit freundlichen Grooves
      Tonstudio Wissen

  4. Normal kommentiere ich nicht .. aber der Artikel ist so toll geschrieben, das ich nicht drumrum komme!
    Vielen Dank, endlich verstehen ich den Kompressor! :-))

    • Hallo Waldemar,

      es freut mich riesig, dass du deinen ersten Kommentar hier auf Tonstudio-Wissen.de geschrieben hast. Vielen herzlichen Dank dafür! Der Kompressor ist wirklich nicht einfach zu verstehen. Es ist unglaublich schön zu lesen, dass du durch den Artikel jetzt verstanden hast, wie du den Kompressor einstellen sollst.

      Viel Spaß beim Komprimieren!

      Mit freundlichen Grooves
      Tonstudio Wissen

  5. Lese hier mal so rum und das ist wirklich super geschrieben. Leicht zu verstehen und kleine Beispiele, sehr gut. Man findet ja mehr als genug „Workshops“ über Kompressoren, aber nicht so gut verständlich. Also kurz und gut für mich als deutlich Fortgeschritten trotzdem interessant. Für Anfänger ein Segen, wenn sie als erste Begegnung mit dem Kompressor, auf diese Seite stoßen.

    • Hallo Amos omb,

      vielen lieben Dank für dein schönes Feedback! Solche Kommentare motivieren wirklich sehr, noch viele weitere hilfreiche Artikel zu schreiben.

      Mit freundlichen Grooves
      Tonstudio Wissen

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