Der EQ (ausgeschrieben Equalizer) ist ein wichtiges Werkzeug, mit dem man die meisten Fehler beim Mixing machen kann – selbst wenn du genau weißt, wie man einen EQ bedient. Denn viele haben im Studio bzw. Homestudio (Homerecording) keine oder eine schlechte optimierte Raumakustik. Es ist dann sehr schwer bis unmöglich zu beurteilen, ob das Audiosignal wirklich bearbeitet werden muss oder ob der Raum uns einen „Streich spielt“. Man kann mit einem EQ viel Gutes tun, aber auch viel Unheil anrichten. Für die richtigen Einstellungen nun dieses Tutorial (Equalizer richtig einstellen lernen) mit vielen anschaulichen Erklärungen und hilfreichen Tipps.
Noch einmal, weil es wirklich wichtig ist: Ohne eine optimierte Raumakustik wirst du Fehler beim Einstellen des Equalizers machen. In einem Raum, der akustisch nicht oder unzureichend optimiert ist, kann es zur Überbetonung oder Auslöschung von bestimmten Frequenzen kommen. Die Überbetonungen werden auch Raummoden genannt. Der Song hat also vielleicht gar keine Probleme bei bestimmten Frequenzen. Das Dröhnen hast du nur in deinem Raum und eventuell genau an deiner Sitzposition.
Vor allem im tieffrequenten Bereich (Frequenzen) hat man die meisten Probleme, diese genau im richtigen Maße abzumischen bzw. den EQ für diesen Bereich richtig einzustellen. Wenn du dich hierbei wiedererkennst, solltest du zunächst deine Raumakustik optimieren. Der Artikel Studiomonitore aufstellen und Raumakustik verbessern hilft dir dabei.
Wenn du einfach nur eine kleine Ecke in deiner Wohnung frei hast und es für dich dadurch unmöglich ist, den Raum akustisch zu optimieren, empfehle ich es, mit Kopfhörern abzumischen. Weitere Informationen werden im Artikel Abmischen über Studio-Kopfhörer aufgezeigt.
Je weniger Signalbearbeitung, desto besser.
Das gilt auch für den EQ. Der EQ hat auch Nebenwirkungen (fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker), wir z.B. Auswirkungen auf die Phasenlage. Heute können wir aufgrund der Rechenpower und der Einfachheit uneingeschränkt so viele Plugins wie wir wollen in einem Kanal hinzufügen. Aber nur weil man es kann, ist es noch lange kein Grund, in jedem Kanal einen EQ zu laden.
Musiker, die sich noch nicht so lange mit dem Abmischen beschäftigen, benutzen den EQ häufig, um den Audiosignalen einen besseren Klang und mehr „Fülle“ zu verleihen. Das ist nicht grundlegend verkehrt, aber es ist viel wichtiger mit einem Equalizer eine stabile Lautstärke-Ausgewogenheit zu erreichen.
Ziel sollte es sein, dass alle Audiosignale (Gesang, Instrumente, Drums) zusammen einen Klang ergeben, der unsere Ohren zum Lächeln bringt. Um dies zu erreichen, hilft es uns nicht, ein Signal auf Solo zu schalten und es wohlklingend zu formen. Wenn der Song nur aus einer Gitarre besteht, ist es nicht falsch, so vorzugehen, aber die meisten Songs bestehen aus weit mehr als eine Gitarre.
Um einen transparenten Sound zu erreichen, bei dem wir alle Sounds gut heraushören können, ist es wichtig, Frequenzverdeckungen zu vermeiden. Dazu mehr im nächsten Abschnitt.
Frequenzverdeckung
Wenn wir mehrere Instrumente zeitgleich zusammen spielen hören, kann es zu Frequenzverdeckung kommen. Das ist sogar sehr wahrscheinlich. Das heißt, wenn ein Instrument sehr viel Energie in einem Frequenzbereich besitzt, kann es dadurch ein anderes Instrument verdecken.
Beispiel: Alle Instrumente bis auf den Bass spielen und sind gut zu hören. Wenn du jetzt aber den Bass hinzufügst, hörst du die Kick schlechter heraus, weil der Bass so viel Energie bzw. tiefe Frequenzen hat, dass er die Kick maskiert.
Lösung: Mit einem EQ kann man nun die tiefen Frequenzen des Basses leiser machen oder abschneiden.
Die Auswirkungen der Frequenzverdeckung auf das Abmischen sind extrem. Selbst wenn die einzelnen Instrumente gut klingen, musst du im Kontext die Instrumente bearbeiten, um die Frequenzverdeckung zu vermeiden.
Nicht erschrecken: Es kann sogar passieren, dass nach der EQ-Bearbeitung, die wir richtigerweise im Zusammenhang mit allen Instrumenten eingestellt haben, die einzelnen Instrumente schlecht klingen, wenn man diese einzeln (Solo) abhört. Lass dich davon nicht irritieren! Es zählt nur der Gesamtklang! Denn der Hörer hört letztendlich immer den gesamten Song mit allen Audiosignalen.
Versuche nicht, jedes einzelne Instrumenten fantastisch klingeln zu lassen. Nur der Gesamtklang zählt.
Falsch wäre es, das Schlagzeug (Drums) solo fantastisch, den Bass solo hammerartig und die Gitarren solo phänomenal klingen zu lassen. Der Mix würde dann insgesamt überhaupt nicht gut klingen. Die Instrumente kommen sich in die Quere. Ein Instrument sollte im Mix ein Teamplayer sein und auch Platz für andere machen. In einem überfüllten Mix bleibt einem oft nichts anderes übrig, als extreme EQ-Einstellungen vorzunehmen, damit es insgesamt gut klingt.
Es ist völlig in Ordnung kurzzeitig die Instrumente solo abzuhören, um genau zu hören, wie und wo du die Frequenzverteilung änderst, aber es ist nicht vermeidbar, anschließend die EQ-Einstellungen im gesamten Mix zu überprüfen.
Welches Instrument soll Platz machen? Die Instrumente, die vorne im Mix gut zu hören sein sollen, wie z.B. das Schlagzeug (Drums), der Bass und den Gesang, sollten mehr Platz einnehmen als das schmückende Beiwerk. Mehr als auf 3 Sachen gleichzeitig kann sich der Hörer sowieso nicht konzentrieren. Bei Maskierungsproblemen müssen also die Instrumente, die weniger Aufmerksamkeit vom Hörer bekommen sollen, Platz machen. Das heißt, die Frequenzen der unwichtigen Instrumente sollten mit einem EQ abgesenkt werden.
Dieses ist ein weiterer guter Grund zum Aufbau der Mischverhältnisse, die Spuren in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit hinzuzufügen.
Einen EQ verstehen
Ein EQ erzeugt keine Signale, sondern skaliert sie nur. Ein EQ kann keine Frequenzanteile verstärken, die nicht da sind. Das ist eine wichtige Erkenntnis. Um diese Erkenntnis besser nachvollziehen zu können, hier zwei praktische Beispiele zum Nachmachen:
Praktisches Beispiel Nummer 1: Dafür brauchst du einen Sinusgenerator. Die meisten Sequenzer haben diesen an Bord. Pegel die Lautstärke des Sinusgenerators auf -12 dB und stelle den Sinuston auf 60 Hz ein. Ein tiefer Ton ist nun zu hören. Lade jetzt einen EQ in demselben Kanal. Aktiviere beim EQ nun ein Band, stelle es auf 60 Hz ein und erhöhe dessen Gain auf +6dB. Das Pegelmeter steigt nun von -12dB auf -6dB. Schalte nun den EQ aus. Schiebe anschließend den Fader um +6dB hoch. Der Effekt ist genau derselbe!
Was bedeutet das? Ein EQ ist wie ein Fader. Mit dem Unterschied, dass man mit dem „Fader“ des EQs genau einstellen kann, welche Frequenz lauter oder leiser gemacht werden soll.
Praktisches Beispiel Nummer 2: Jetzt stelle die Frequenz des Sinustons auf 1 kHz. Aktiviere nun wieder den EQ. Obwohl das 60 Hz Band noch auf +6dB steht, wirst du keinen Unterschied hören. Vorausgesetzt, dass Band ist schmal eingestellt (Q-Faktor ab 1). Erhöhe nun das Band auf +12 dB. Der 1 kHz Sinuston wird gleich laut bleiben.
Was bedeutet das? Ein EQ kann keine Frequenzen verstärken, die nicht im Audiosignal vorhanden sind. Ein EQ erzeugt keine Signale, er skaliert sie nur.
Wann brauchen Instrumente, Drums oder Vocals / Gesang / Rap einen Equalizer?
Du hast mit den Fadern deines (wahrscheinlich digitalen) Mischpults nun ein erstes Mischungsverhältnis hergestellt. So klingt der Song schon mal einigermaßen erträglich.
Nun suchst du dir 2 Elemente heraus, wie im Artikel Mixing / Abmischen Reihenfolge – Mix aufbauen beschrieben, die die meiste Aufmerksamkeit vom Hörer bekommen und vorne im Mix stehen sollen. Das kann z.B. der Gesang und der Bass sein.
Schritt 1: Höre alle Elemente zunächst Solo ab.
Hierbei achtest du darauf, ob die Audiosignale bereinigt werden müssen. Dies ist der Fall, wenn auf der Aufnahme ein Brummen, Rauschen oder Stampfen zu hören ist. Außerdem solltest du alle tiefen Frequenzen wegschneiden, die du nicht benötigst, damit die Kick und der Bass im Mix gut zu hören sind.
Lösung: Hochpassfilterung (Low-Cut / Hi-Pass) zum Bereinigen mit einem Q-Faktor von 6, 12 oder 18 (ausprobieren und genau hinhören) nehmen bis du eine Änderung des Audiosignals feststellt. Dann gehe wieder ein kleines Stück mit der Frequenz zurück. Weitere Erläuterungen zu dem Thema „Tiefbass bereinigen“ werden auch im Artikel Mixing / Abmischen Reihenfolge – Mix aufbauen aufgezeigt.
Überprüfe das Ergebnis mit dem Bypass-Schalter. Ist der Bypass-Knopf gedrückt, wird das Audiosignal nicht vom Plugin, in dem Fall der EQ, bearbeitet. Drücke den Bypass wieder und höre dabei genau hin, ob die Änderung sich positiv auf den Mix sowie auf die Kick und den Bass auswirkt. Ob du tatsächlich die Kick und den Bass dadurch besser hörst, kannst du natürlich nur beurteilen, wenn diese auch zu hören sind.
Darüber hinaus solltest du überprüfen, ob das Element störende Frequenzen bzw. Resonanzen hat und diese mit dem EQ entfernen bzw. absenken.
Schritt 2: Frequenzverdeckung heraushören.
Wenn du dir nun beide Elemente anhörst, die viel Aufmerksamkeit bekommen sollen, achte beim hinzuschalten des zweitwichtigsten Elements, ob
- du eine Faderposition findest, die es dir ermöglicht, dass alle Frequenzen des Elements so gut zu hören sind, wie du es möchtest und
- ob die neue Audiospur die wahrgenommene Frequenzverteilung der vorigen Audiospur hauptsächlich unberührt lässt.
Falls ja, benötigst du keinen EQ. Andernfalls brauchst du wahrscheinlich den Einsatz eines EQs.
Überprüfe das Ergebnis wieder mit dem Bypass.
Schritt 3: Element für Element (Audiospur) nach der Wichtigkeit hinzufügen und Frequenzverdeckungen heraushören
Stelle dir bei jeder hinzugefügten Spur die Frage, ob
- du eine Faderposition findest, die es dir ermöglicht, dass alle Frequenzen des Elements so gut zu hören sind, wie du es möchtest und
- das neue Instrument die wahrgenommene Frequenzverteilung bei den wichtigsten Spuren hauptsächlich unberührt lässt.
Tipp: An dieser Stelle möchte ich den Tipp geben, möglichst früh mit der Summenbearbeitung zu beginnen. Dazu kannst du dir später den Artikel Summenbearbeitung durchlesen.
EQ-Presets haben beim Mixen eines Songs keinen Vorteil. Die Hersteller der EQs können unmöglich vorhersagen, wie in der speziellen Situation die Maskierung den vorliegenden Klang beeinflusst. Daher können auch EQ-Einstellungen, die beim letzten Mix geholfen haben, bestimmte Instrumente zu demaskieren, beim neuen Song überhaupt nicht hilfreich sein. Denn jeder Song hat unterschiedliche Instrumente, eine andere Tonart, einen anderen Sänger usw. Es gibt nicht die optimale Equalizer-Kurve.
Disziplin bei den Maskierungsproblemen
Wenn wir die Instrumente nach und nach hinzufügen, ist es immer wichtig, auf Maskierungsprobleme zu achten. Stelle dir bei neu hinzugefügten Audiosignalen immer die Frage:
Verdecken die hinzugefügten Instrumente die Hauptinstrumente?
Wenn ja, ist es ist empfehlenswert, das neu hinzugefügte Audiosignal mit einem EQ zu bearbeiten. Während der Bearbeitung sollten wir die Hörperspektive verlagern. Das heißt, dass wir uns während der Bearbeitung des neu hinzugefügten Audiosignals auf die Hauptinstrumente, die die Aufmerksamkeit des Hörers bekommen sollen, konzentrieren. Das schmückende Beiwerk oder Füllmaterial muss also so lange bearbeitet werden, bis die Frequenzen der Hauptinstrumente nicht mehr verdeckt werden.
Die Instrumente im Hintergrund klingen nun Solo schrecklich bzw. dünn und unnatürlich? Das ist nicht schlimm. Letztendlich hört sich der Hörer den gesamten Song an. Daher ist unser Ziel, dass der gesamte Sound klasse klingt. Es ist normal und richtig, dass nicht alle Instrumente bei einem dichten Arrangement fett und prall klingen können. Der gesamte Song würde dann schrecklich klingen.
Gehe diszipliniert vor, wenn du die Mischungsverhältnisse aufbaust. Leider vergisst man gerne einmal, die Maskierungsprobleme zu überprüfen. Sind erst mal alle Spuren abgemischt, ist es sehr schwierig im Nachhinein komplexe Maskierungsprobleme aufzudecken.
Hilfe! Ich schaffe es nicht, mit einem EQ abzumischen!
Es ist wirklich extrem schwierig, mit einem Equalizer abzumischen. Abgesehen von der Frequenzverdeckung: Alleine die Balance beispielsweise bei Vocals oder Rap perfekt einzustellen, ist eine wirklich große Herausforderung. Damit du beim Einstellen des Equalizers endlich das nächste Level erreichst, wird dir sehr das E-Book von Tonstudio-Wissen.de helfen.
Bei dem E-Book erfährst du anhand eines Beispielsongs neben viele anderen Erklärungen mit über 80 (!) Audiodateien in den Bereichen Produzieren, Abmischen und sogar Mastering, wie du den Equalizer perfekt anwendest. Auf diese Weise wird es dir viel einfacher bei deinem nächsten Musikprojekt fallen, den EQ korrekt anzuwenden.
Im Artikel hast du nun erst einmal gelernt, warum wir hauptsächlich einen Equalizer beim Mischen anwenden. Damit du Maskierungsprobleme mit einem parametrischen EQ lösen kannst, solltest du natürlich wissen, welche Filter du dafür nutzen kannst und was diese bedeuten. Dazu nun gleich im nächsten Abschnitt mehr.
Erklärung: Parametrischer Equalizer / EQ
Bevor die Filter eines parametrischen Equalizers erklärt werden, soll an dieser Stelle erwähnt werden, dass es auch noch den grafischen EQ gibt. Hierbei wird das akustische Spektrum in viele kleine Frequenz-Einheiten aufgeteilt. Die Verstärkung wird jeweils mit einem eigenen kleinen Fader kontrolliert. Aufgrund der nicht wirklich detaillierte Regelung und der durchaus vorkommenden erhöhten Phasen-/Resonsanzprobleme ist ein grafischer EQ in der Regel nicht empfehlenswert. Auch wenn der grafische Equalizer für Anfänger besser zu verstehen ist, da dieser vordefinierte Frequenzen hat, die mit nur einem Regler abgeschwächt oder verstärkt werden können, sollte so ein EQ lieber digitalen Staub ansetzen.
Hi-Pass / Low-Cut (die beiden Begriffe haben dieselbe Bedeutung – keinen Unterschied)
Der Hi-Pass / Low-Cut schneidet die tiefen Frequenzen ab. Wenn ich einen Hi-Pass-Filter auf 500 Hz einstelle, heißt das, dass dann alle Frequenzen unter 500 Hz nicht zu hören sind? Nein. Bei einem Hi-Pass-Filter haben wir auch einen Q-Faktor. Dieser hat oft die festen Frequenzen 6 dB/oct, 12 dB/oct, 24 db/oct usw. Einen Q-Faktor von 6 dB/oct bedeutet, dass sich der Hi-Pass-Filter um 6 dB von Oktave zu Oktave senkt. Also bei der ersten Oktave sind es -6 dB, bei der zweiten Oktave sind es -12 dB, bei der dritten Oktave -18 dB usw. Unter 500 Hz werden die Frequenzen also je nach Q-Faktor mehr oder weniger steil gesenkt.
Möchten wir beispielweise alle tiefen Frequenzen bis 80 Hz abschneiden, ist der Low-Cut-Filter eine gute Wahl.
Der Hi-Pass / Low-Cut schneidet also die tiefen Frequenzen ab. Je nach Q-Faktor mehr oder weniger steil.
Der Low-Pass / Hi-Cut schneidet die hohen Frequenzen ab.
Möchten wir beispielweise alle hohen Frequenzen ab 8 kHz abschneiden, ist der Hi-Cut-Filter eine gute Wahl.
Shelving-Filter / Shelf / Kuhschwanzfilter
Der Shelf-Filter ändert die Lautstärke des gesamten Endes eines Frequenzbereichs. Wenn wir diesen einmal bei einem EQ mit einer grafischen Darstellung aktivieren (so einen EQ haben die meisten DAWs dabei), wird sofort deutlich, was dieser macht. Erinnert der Filter an den Schwanz einer Kuh? Nicht unbedingt. Er wird aber auf Deutsch mit Kuhschwanzfilter übersetzt. Von diesem Filter gibt es zwei Varianten:
- Low-Shelf-Filter: hebt oder senkt alle Frequenzen am unteren Ende des Frequenzspektrums an / ab.
- High-Shelf-Filter: hebt oder senkt alle Frequenzen am oberen Ende des Frequenzspektrums an / ab.
Bei den beiden Shelf-Filter (Low und High) kann eingestellt werden, wie viel abgesenkt oder angehoben werden soll (Pegelverstärkung, Gain). Außerdem kann die sogenannte Eckfrequenz eingestellt werden. Die Eckfrequenz ist die Grenze zwischen bearbeiteten und unbearbeiteten Frequenzbereich.
Es können also beim Low-Shelf-Filter bis zur Eckfrequenz alle tiefen Frequenzen angehoben oder abgesenkt werden und beim High-Shelf-Filter bis zur Eckfrequenz alle hohen Frequenzen angehoben oder abgesenkt werden. Einige EQ-Bauweisen haben Kuhschwanzfilter mit festen Eckfrequenzen, manche mit einer eingeschränkten Auswahl an Eckfrequenzen. Jede gute DAW besitzt jedoch einen EQ mit einem Shelving-Filter. Vor allem die internen DAW-EQs können flexibel eingestellt werden.
Möchten wir beispielweise alle tiefen Frequenzen bis 80 Hz absenken oder anheben, ist der Low-Shelf-Filter eine gute Wahl.
Möchten wir beispielweise alle hohen Frequenzen ab 8 kHz absenken oder anheben, ist der High-Shelf-Filter eine gute Wahl.
Glockenkurvenfilter / Peak
Wie der Name bereits verrät, sieht dieser Filter beim Absenken oder Anheben aus wie eine Glocke. Möchte man beispielsweise die Bässe bei 120 Hz absenken oder anheben, ist das genau der richtige Filter. Die Glockenkurve wird grundsätzlich für gezieltere Eingriffe im Frequenzbereich genutzt. Der Regler zum Anheben oder Absenken ist übrigens meistens mit „Gain“ beschriftet.
Je nach Q-Faktor wird eine breite Glocke (es werden mehr Frequenzen um die 120 Hz angehoben / abgesenkt), oder eine schmale Glocke erzeugt (es werden weniger Frequenzen um die 120 Hz angehoben / abgesenkt).
Q-Faktor
Ein Mittenband bedeutet nicht, dass ihr bei einer mittleren eingestellten Frequenz, nur die Mitten anhebt. Der Q-Regler gibt an, wie viel um die Frequenz herum, angehoben wird. Falsch ist es, dass ihr bei einer eingestellten Frequenz, von beispielweise 1500 Hz, nur genau diese Frequenz anhebt (1500 Hz). Ihr hebt immer auch die tieferen und höheren Frequenzen neben den 1500 Hz an. Wie viel ihr davon anhebt, könnt ihr mit dem Q-Faktor bestimmen:
- Mit einem geringen Q-Faktor hebt ihr mehr von den tieferen und höheren Frequenzen an.
- Mit einem hohen Q-Faktor hebt ihr weniger von den tieferen und höheren Frequenzen an.
Ja, für einige wäre es schlüssiger, wenn man mit einem geringen Q-Faktor auch weniger andere Frequenzen anhebt. Aber das schnell wieder vergessen, denn es ist genau umgekehrt. Viele Equalizer zeigen auch grafisch an, welcher Frequenzbereich mit dem Q-Faktor zusätzlich angehoben wird.
Input-Regler
Ein Input-Regler am EQ? Wieso denn das?! Viele schenken dem Input-Regler eines EQs keine Bedeutung. Jedoch ist dieser Regler gar nicht so unwichtig, wie man vielleicht im ersten Moment denken könnte. Dazu folgendes Szenario: Ihr fügt im Summenkanal einen EQ (Equalizer) hinzu. Ihr habt im gesamten Mix nur noch 2 dB Headroom (Abstand zwischen Audio-Signal und dem Punkt, bei dem das Signal verzerrt) wegen der Pegelspitzen (Peak) des Schlagzeugs (Drums). Der Mix hat aber noch nicht genug Bässe.
Nun hebt ihr mit ein Shelf-Band die tiefen Frequenzen ordentlich an. Was passiert? Ihr clippt! Um uns mehr Puffer (Headroom) zu verschaffen, könnt ihr nun den Input-Regler herunterregeln. Ihr könnt nun die Bässe ordentlich anheben und der Sound wird nicht verzerrt. Außerdem haben Plugins, wie ein EQ, immer einen gewissen Pegel, bei dem diese am besten arbeiten. Auch dafür könnt ihr den Input-Regler nutzen. Allgemein liegt dieser bei einem RMS-Pegel von -18 dB.
Mit einem EQ die Frequenzen anheben oder absenken?
Grundsätzlich wird empfohlen mit einem EQ abzusenken. Warum?
- Lauter klingt immer besser. Wenn wir mit einem EQ anheben und dadurch das gesamte Audiosignal lauter machen, wird es besser klingen. Haben wir jetzt aber wirklich das gewünschte tonale Ergebnis? Das ist schwierig zu beurteilen. So eine EQ-Anhebung macht das einzelne Audiosignal in einer Mischung hörbarer. Je größer die Anhebung, desto schwieriger wird es aber, den Überblick zu behalten.
- Ein Equalizer produziert Artefakte. EQs ohne Oversampling produzieren in einem 44.1-kHz-Projekt beim Anheben eine schlechte Auflösung in den Höhen. Oft wird der Klang auch als hart bezeichnet. Daher sind grundsätzlich Equalizer mit Oversampling zu empfehlen, wie z.B. HOFA IQ-EQ oder Voxengo GlissEQ.
- Ein EQ passt nicht nur die Frequenzen an, sondern verändert auch die Phasenbeziehung zwischen den Frequenzanteilen der Spur. Vor allem beim Glockenkurvenfilter und Kuhschwanzfilter entstehen die größten Phasenverschiebungen in den bearbeiteten Frequenzbereichen. Die Phasenverschiebung ist grundsätzlich die Verzögerung eines Signals, im Verhältnis zu einem anderen (nahezu) identischen Audiosignal. Beim Absenken einer Frequenz konzentriert man sich auf Bereiche die weniger wichtig sind – daher wird der Bereich ja abgesenkt. Die Auswirkungen sind aus dem Grund weniger wahrnehmbar.
Theoretisch könnten wir auch eine Anhebung eines bestimmten Frequenzbereichs erreichen, indem wir die anderen Frequenzen absenken und den Kanalfader nach oben schieben. Allerdings kann das sehr umständlich sein. Am besten einfach einen EQ nehmen, der Oversampling kann. Dann können auch Frequenzen angehoben werden, ohne sich Sorgen machen zu müssen.
Sound verbessern mit EQ?
Es ist nicht falsch, den Sound mit einem EQ mehr Glanz zu verleihen. Aber es sollte weniger Priorität haben, als Frequenzverdeckungen mit einem EQ zu vermeiden. Und noch etwas Wichtiges solltest du verinnerlichen: Ein guter Mix beginnt bereits mit gut aufgenommen und gut klingenden Sounds.
Wenn du in deiner Mix-Session ein Instrument entdeckst, das im Mix und Solo abgehört schlecht klingt, ist es die bessere Wahl, diesen Sound noch einmal besser aufzunehmen oder es mit einem anderen ähnlichen Sound zu ersetzen, als mit dem EQ irgendwie hinzubiegen.
Beispiel: Klingt die Snare einfach schlecht, wirst du diese auch nicht mit einem Equalizer retten können. Nehme lieber eine andere Snare, die besser klingt. Dafür gibt es auch sogenannte Trigger-Programme. Dazu später mehr. Wenn du trotzdem den Charakter der alten Snare haben willst, kannst du die alte Snare noch leise zur neuen Snare hinzumischen (oder umgekehrt).
Dies gilt auch, wenn dem Signal, in dem Fall die Snare, etwas fehlt. Dies könnte beispielsweise der Punch sein oder die Snare klingt einfach zu dünn. Dann suche ein Sample auf deinem PC, das dem Original die fehlende Eigenschaft hinzufügt. Auch hierbei kann ein Trigger-Plugin helfen.
Wieder nach dem Motto:
Je weniger Signalbearbeitung, desto besser.
Und:
Ein guter Mix beginnt mit gut aufgenommenen und klingenden Audiosignalen.
Zudem gibt es auch noch andere und zum Teil bessere Methoden, als den EQ zu nehmen, um den Sound zu verbessern. Dazu in einem späteren Artikel mehr.
Welcher EQ ist der beste?
Es ist egal, welchen EQ ihr nutzt, ob den internen EQ deiner DAW (Cubase, Pro Tools, Studio One, Ableton Live, Logic, Samplitude, Reason, Reaper usw.) oder ein Plugin. Die EQs haben immer die gleichen Parameter. Die Bedienung ist bei den Equalizer oft nur anders. Es gibt beispielsweise Equalizer,
- bei denen man Knöpfe zum Drehen hat. Oder ohne Knöpfe, bei denen dann die Einstellungen in der grafischen Darstellung vornehmen kann (bei vielen kann man sogar beides),
- bei denen man den Q-Faktor nach rechts anstatt nach links dreht, wenn man mehr oder weniger benachbarte Frequenzen anheben will oder
- die einen bestimmte Anzahl an Bändern haben oder unendlich viele Bänder usw.
Es ist also oft eine Frage, mit welchem EQ ihr vor allem optisch (die Oberfläche wird als GUI bezeichnet – graphical user interface) am besten zurechtkommt, um schnell eure Einstellungen vorzunehmen.
Brauche ich überhaupt einen weiteren EQ von einem anderen Hersteller, wenn ein EQ in meiner DAW (Cubase, Pro Tools, Studio One, Ableton Live, Logic usw.) bereits an Bord ist? Es werden viele weitere analoge EQs emuliert, die du dir von Drittherstellern kaufen kannst und dann in deiner DAW aufrufen kannst. Oft sind diese sogar eingeschränkter im Funktionsumfang als der EQ in deiner DAW. Analoge EQs bieten oft nur festeingestellt Frequenzen. Auch der Q-Faktor ist oft festeingestellt. Warum arbeiten viele Tontechniker bzw. Toningenieure trotzdem oft mit diesen analogen Klassikern? Gute Frage.
Ich habe dafür folgende Erklärung:
- Zu viele Optionen zu haben, ist manchmal nicht gut. Man ist manchmal schneller, wenn man weniger Möglichkeiten hat.
- Viele Toningenieure haben früher mit den analogen EQs gearbeitet. Sie haben damals gute Dienste beim Abmischen geleistet. Warum diesen also auch nicht digital verwenden?
- Analoge EQs klingen nicht transparent. Sie färben den Klang – oft sogar schon, wenn man den EQ nur anschaltet und alle Regler auf Ausgangsposition sind (auf „0“ stehen). Die Färbung ist es, die wir noch dem Klang verleihen wollen. Das ist oft gewünscht, wenn man vor allem Frequenzen anhebt.
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Für gezielte und transparente Eingriffe ist also der digitale interne EQ besser. Wenn ihr zusätzlich eine schöne Färbung dem Klang hinzufügen wollt, nehmt ihr eine Emulation eines analogen EQs oder sogar das Original – die Hardware (für die ihr jedoch oft viele Geldscheine mehr hinblättern müsst).
EQ-Empfehlungen
Ich möchte dir einige EQ-Plugins nennen, die ich gerne beim Abmischen / Mixing einsetze. Es gibt sicherlich noch weitere gute EQ-Plugins für den Kanal oder die Gruppe. Vielleicht hast du sogar schon deinen persönlichen Lieblings-EQ. Schreibe einen Kommentar und lass es uns wissen. Hier nun ein paar Empfehlungen:
– HOFA IQ-EQ: Für Maskierungsprobleme setze ich nahezu immer den HOFA IQ-EQ ein. Welchen Vorteil bringt er mir gegenüber dem internen DAW-EQ? Zum einen bietet er mir Oversampling. Dadurch können die Höhen auch ordentlich angehoben werden, ohne dass die Höhen eine unschöne Auflösung bekommen. Zum anderen hat der EQ einen Analyzer integriert, der wirklich sehr gut ist. Das Thema Analyzer in der Musik wird in einem späteren Artikel ausführlich und verständlich erläutert. Zudem bietet er die wichtige Input-Anzeige und Output-Anzeige sowie einen Input-Regler und Output-Regler (Warum ist das wichtig? Antwort unter Gain Staging). Darüber hinaus hat dieser EQ noch einen Kompressor integriert.
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– UAD Pultec EQP-1A und MEQ-5: In nahezu jedem großen Tonstudio findet man einen Pultec als Hardware. Dieser EQ wird von unzähligen Profis für das Mixing sehr gerne genommen. Schon beim Einschalten des EQs wird der Sound für unsere Ohren sehr angenehm gefärbt. Für mich klingt der UAD Pultec EQP-1A und MEQ-5 im Vergleich zu allen Emulationen auf dem Markt am besten. Dieser Equalizer ist nicht für chirurgische Eingriffe geeignet, sondern eher dafür, den Sound wie mit einem breiten Pinsel einen schönen Anstrich zu geben. Bedenke, dass noch eine zusätzliche Hardware benötigt wird, um dieses und weitere Plugins von Universal Audio nutzen zu können. Die Hardware gibt es als Karte für den Desktop und als mobiles Gerät mit Apple- oder Windows-Anschluss. Sie fungiert als USB-Dongle (Kopierschutz) und entlastet zusätzlich den Rechner, da die Plugins ausschließlich (!) auf der UAD-Karte berechnet werden. Die Anzahl der UAD-Plugins ist also abhängig von der CPU-Power der Hardware. Früher war die Hardware für die Nutzung der UAD-Plugins zwingend notwendig. Jetzt kannst du auch UAD-Plugins nutzen, ohne eine zusätzliche Hardware zu kaufen.
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– Waves SSL E-Channel: SSL ist bekannt für sehr hochwertige und teure Mischpulte. Waves SSL E-Channel hat den kompletten E-Channel-Kanalzug mit EQ, Kompressor, Filter usw. der SSL 4000E Konsole modelliert. Das Plugin ist schon seit vielen Jahren auf dem Markt, trotzdem klingt es auch noch heutzutage hervorragend. Unbedingt mal ausprobieren, um den Sound eine schöne Färbung zu geben. Die Färbung findet übrigens schon beim Einschalten des Plugins statt.
– Weitere sehr empfehlenswerte EQ-Plugins werden im neuen E-Book von Tonstudio-Wissen.de aufgezeigt.
Fazit: Mit einem EQ Platz im Mix schaffen
Wer mit dem Abmischen beginnt, der benutzt den EQ häufig, um den Sound zu verbessern. Das kann man machen – vor allem mit EQs, die noch eine Färbung dem Klang verleihen. Viel wichtiger ist es aber, Platz mit einem EQ für die Audiosignale zu schaffen, die die meiste Aufmerksamkeit vom Hörer bekommen sollen. Am schwierigsten fällt es vielen, einfach mal Spuren unbearbeitet zu lassen. Brauch der Klang wirklich eine EQ-Bearbeitung? Wenn das Audiosignal toll klingt und Sounds miteinander gut harmonieren, dann ist eine EQ-Bearbeitung unnötig.
Falls du sehr lange für die EQ-Einstellung benötigst und es nicht an deinem Erfahrungslevel liegt, stelle dir die Frage, ob der EQ überhaupt die richtige Lösung für das Problem im Mix ist. Berücksichtige auch, dass du ohne eine optimierte Raumakustik Fehler beim Einstellen des EQs machen wirst. Viele vernachlässigen zu Unrecht die Raumakustik! Mischt du in einem unbehandelten Studio ab, dann ist es auf jeden Fall empfehlenswert, lieber mit guten Studio-Kopfhörern abzumischen.
Hast du einen Lieblings-EQ, den du bei nahezu allen Mix-Sessions verwendest? Welcher EQ hat für dich beim Anheben der Frequenzen eine tolle Färbung? Gerne kannst du dazu oder bei Anregungen oder Fragen einen Kommentar schreiben. Über das Teilen des Artikels über Facebook und Co würde ich mich ebenso freuen.
Du kennst das sicherlich bereits: Obwohl du weißt, wie ein Equalizer funktioniert, ist es immer noch extrem schwierig, diesen perfekt einzustellen. Mit dem neuen E-Book von Tonstudio-Wissen.de wird dir es schnell gelingen, das nächste Level beim Einstellen des Equalizers zu erreichen. Bei dem E-Book erfährst du nämlich anhand eines Beispielsongs mit über 80 (!) Audiodateien neben viele anderen Erklärungen in den Bereichen Produzieren, Abmischen und sogar Mastering, wie du den Equalizer perfekt anwendest. Mehr Infos über das E-Book.
Das ist aber interessant, dass man nicht länger als sechs Minuten zum Einstellen der Frequenzen benötigen sollte. Ich habe einen Freund, der als Tontechniker arbeitet. Er hat mir erzählt, dass Tontechnik sehr komplex sein kann und man daher immer einen kompetenten Arbeiter zu Rate ziehen soll.
Hallo Ulrike,
herzlichen Dank für deinen Kommentar und Einwand.
Ich stimme deinem Freund voll zu: Tontechnik ist tatsächlich sehr komplex.
Der Satz sollte vor allem darauf hinweisen, dass nicht immer ein EQ die Lösung sein muss. Vorausgesetzt man hat schon eine gewisse Erfahrung im Bereich Mixing, dann sollte innerhalb ein paar Minuten die Frequenzen für ein (!) Audiosignal eingestellt sein. Das muss nicht der letzte Feinschliff sein. Im weiteren Mixing-Verlauf kommt es durchaus vor, dass du auf die EQ-Einstellung dieser Spur noch einmal zurückkommst und Veränderungen vornimmst.
So eine genaue Zeitangabe kann aber durchaus in die Irre führen – denn in welcher Geschwindigkeit EQ-Einstellungen vorgenommen werden können, variiert stark vom Erfahrungslevel. Daher wurde der Satz nun umgeändert. Danke dir!
Mit freundlichen Grooves
Tonstudio Wissen