Eine häufig diskutierte Frage ist, ob man mit Kopfhörern abmischen kann. Die Profis nutzen Kopfhörer eigentlich nur, um bei einem Mix zu prüfen, ob ihnen bestimmte Details entgangen sind. Sie nutzen Kopfhörer als eine Art „akustische Lupe“. Toningenieure mischen im Tonstudio mit sehr guten Studiomonitoren und einer beeindruckenden Raumakustik ab. Möchtest du ein Homestudio einrichten, muss jedoch zunächst ein Raum zur Verfügung stehen. So einen Raum für ein Tonstudio muss man erst einmal haben. Außerdem benötigst du für die Studiomonitore und Studioakustikelemente (z.B. Absorber) genügend finanzielle Mittel. Hast du nicht genügend Platz und Geld, musst du nicht gleich traurig sein: auch mit Kopfhörern kann man abmischen.
Allerdings funktioniert das Abmischen nicht mit allen Kopfhörern. Der ideale Kopfhörer für den Bereich Mixing und Mastering kann den Klang linear mit einer präzisen Impulswiedergabe wiedergeben. Vor allem das ist eine große Herausforderung für die Ingenieure. Entsprechend lang ist die Entwicklungszeit und hochwertig die verbauten Komponenten. Ihr ahnt es wahrscheinlich schon: Das sind nicht die Kopfhörer, die es bei Media Markt & Co für unter 100 Euro gibt. Hohe Qualität hat seinen Preis.
Nur mit so einem hochwertigen Studio-Kopfhörer bzw. Referenz-Kopfhörer ist es möglich, präzise beurteilen zu können, wie wir den Klang formen müssen, damit der Mix auf allen Lautsprechern dieser Welt gut klingt. Für so einen Kopfhörer wird unser Portemonnaie – je nach Hersteller – um ca. zwei bis knapp vier 500-€-Scheine leichter. Ja, das ist viel Kohle für einen Kopfhörer.
Vergleicht man es jedoch mit guten Studiomonitoren und einer sehr guten Raumakustik, für das man insgesamt auch mal locker 10.000 Euro und mehr ausgeben kann, ist ein guter Kopfhörer wieder als günstig anzusehen.
Großer Vorteil beim Abmischen mit Kopfhörern: Raum, Sitzposition und die Studioakustik sind unbedeutend. Die Nachbarn freuen sich übrigens auch, wenn sie nachts wieder schlafen können. 😉
Außerdem hat man mit so einem edlen Kopfhörer auch noch nach 20 Jahren viel Freude. Wir müssen nicht wie bei den Smartphones Angst haben, dass schon nächstes Jahr ein besseres, schöneres und leistungsfähigeres Modell vorgestellt wird. Wenn wir mit einem Studio-Kopfhörer heute und morgen gut abmischen können, dann gelingt es uns auch im Jahr 2040 mit diesem einen guten Mix zu zaubern. Eine gute Investition, nicht wahr?
Angecheckt: Sennheiser HD 800 S
Auf der Suche nach so einem Mixing-Mastering-Kopfhörer habe ich auf der IFA (Internationale Funkausstellung, die jährlich in Berlin stattfindet) gezielt die Lautsprecher-Halle anvisiert, um mir den Referenzkopfhörer Sennheiser HD 800 anzuhören. Ich war sehr neugierig und gespannt, wie so ein Referenzkopfhörer wohl klingen mag. Wie klingt das, wenn Tester von
- einer „phänomenale Raumbildung“ (professional audio, 06/2011),
- einer „beeindruckenden Klangqualität“ (HiFi Test, 10/2009) oder
- einem „präzisen Klang“ (SFT, 08/2009) schreiben.
Am Sennheiser-Stand angekommen, durfte ich mir sogar die verbesserte Version vom Sennheiser HD 800 anhören: den Sennheiser HD 800 S. Dieser kam 7 Jahre nach dem Erscheinen des HD 800 zur Welt und ist ein paar 100-€-Scheine teurer. Nun war es also soweit: Endlich konnte ich mal den Referenzkopfhörer HD 800 S, der an einem High-End-Verstärker von Sennheiser angeschlossen war, probehören – zum Glück in einem abgeschirmten Glaskasten, denn wie zu erwarten, war es in der Lautsprecher-Halle relativ laut.
An einem Touchscreen hatte man von den Black Eyed Peas bis hin zu Klassik viele unterschiedliche Tracks zur Auswahl. Mein Eindruck: Einige gute (!) HiFi-Kopfhörer klingen im ersten Moment spektakulärer. Gute HiFi-Kopfhörer lassen die Höhen „strahlen“ und betonen ordentlich die Bässe für einen beeindruckenden „Wumms“. Nicht so der Sennheiser HD 800 S. Er klingt neutral. Aber das ist es, was erst im zweiten Moment beeindruckt. Alles wird präzise wiedergegeben.
Es ist schon klasse, wie detailreich die Tracks wiedergegeben werden. Bei Signalen, die in der Stereomitte liegen, wie üblicherweise Gesang, Kick und Snare, hat man den Eindruck, dass diese etwas vor dem Kopf wiedergegeben werden. Diese von den Kopfhörern typische harte Trennung vom linken und rechten Kanal ist dadurch nicht ganz so gegeben. Der HD 800 S kommt ein Stück näher an den Höreindruck von Stereolautsprechern heran.
Ich kann also alle lobenden Wörter der Tester voll bestätigen.
Studio-Kopfhörer AKG K 812 : zum Abmischen (Mixing) und beim Mastering bestens geeignet
Nach vielen Überlegungen später habe ich mir die Tests vom handgefertigten AKG K 812 durchgelesen. Auch dieser Kopfhörer bekam eine gleichwertige Kritik wie der Sennheiser HD 800 und wird als Referenzkopfhörer bezeichnet. Als ich mir dann den Preisverlauf anschaute, musste ich mit Freude feststellen, dass er vor einiger Zeit deutlich teurer war. Nun kostet er unter 1000 €. Bestellt!
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Nach kurzer Lieferzeit habe ich mit einem breiten Grinsen das große Paket dem Postboten entgegengenommen. Ausgepackt, eingestöpselt und mein Grinsen wurde noch breiter. Ich habe vorher den Shure SRH840 für das Recording und Mixing benutzt. Dieses Modell ist wirklich kein schlechter Kopfhörer und deutlich günstiger als der AKG K 812. Der Frequenzgang vom Shure ist weitestgehend ausgeglichen.
Die richtige Mischung bei der Kick (auch Bassdrum genannt) und dem Bass war jedoch sehr schwierig zu beurteilen. So gab es doch immer die eine oder andere Überraschung im Bassbereich beim Gegenhören auf Lautsprechern, wenn man nur auf diesen Kopfhörern abgemischt hatte. Die Transienten (Punch, Anschlag einer Note) werden dagegen wirklich gut wiedergegeben.
Im direkten Vergleich zum AKG K 812 können die Shure SRH840 – wie zu erwarten – aber nicht mithalten. Bevor man auf Play drückt, fällt beim AKG K 812 sofort der deutlich angenehmere Tragekomfort auf. Der Tragekomfort ist beim AKG K 812 wirklich hervorragend. Lange Nächte im Studio ohne zerquetschte Ohren sind mit diesem Kopfhörer kein Problem.
Auf Play gedrückt, hat man nicht die bei Kopfhörern typische harte Trennung vom linken und rechten Kanal. Wie beim Sennheiser HD 800 S hat man auch hier den Eindruck, dass Audiosignale, die in der Stereomitte platziert wurden, leicht von vorne wiedergegeben werden. Das hilft beim Mischen. Die Tiefenstaffelung des AKG K 812 ist hervorragend.
Die Transienten werden im direkten Vergleich zum Shure SRH840 feiner und detaillierter wiedergegeben. Nach einigen Musiktiteln später drängte sich folgende Frage auf: Kann man damit richtig abmischen? Die Antwort lautet, wie es schon die Überschrift von diesem Abschnitt verrät: Ja, das kann man tatsächlich! Es lässt sich wirklich sehr gut im Bereich Mixing und Mastering damit arbeiten.
Wurde der Shure SRH840 nun verkauft? Nein, denn dieser leistet immer noch gute Dienste beim Aufnehmen von Gesang (vocal). Der Shure SRH840 ist nämlich ein geschlossener Kopfhörer. Das hat den Vorteil, dass der Schall nicht so sehr nach außen dringt. So ist nur der Gesang und weniger der Song auf der Aufnahme. Der AKG K 812 ist ein offener Kopfhörer. Für Unterwegs also nur geeignet, wenn man im Bus auch seine Sitznachbarn beschallen möchte. Wobei das einige Jugendliche auch mit geschlossenen Kopfhörern schaffen. 😉
Mittlerweile gibt es übrigens einen Nachfolger vom Shure SRH840 – den Shure SRH840A-EFS:
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Wie klingt der Shure SRH840A-EFS? Dank seiner geschlossenen Bauweise und exzellenten passiven Dämpfungseigenschaften fühlt sich der Shure SRH840A sowohl im Aufnahmeraum als auch in Umgebungen mit hohem Umgebungslärm wohl. Da sein Klangprofil tendenziell eine gewisse Veredelung aufweist, ist er nicht unbedingt die erste Wahl für technische Bewertungen oder kritische Klanganpassungen. Dennoch ist er besonders gut als Monitor für Musiker geeignet, bei denen ein kraftvoller und edel klingender Sound die Performance auf emotionale Weise positiv beeinflussen kann.
Tendenziell klingen offene Kopfhörer gegenüber den geschlossenen Kopfhörern besser.
Kaufberatung
Wenn man den AKG K 812 besitzt, möchte man diesen – vor allem beim Mischen und Mastern – nicht mehr missen. Auch hier kann ich wieder bestätigen, was die Tester schreiben: Er klingt linear, detailliert und hat eine präzise Impulswiedergabe. Bei vielen Kopfhörern wird vor allem der Bassbereich überbetont oder ist nicht ausreichend vorhanden – nicht so beim AKG K 812. Wenn der Bass bei diesem Kopfhörer dröhnt, dann liegt es an deinem Mix. Das ist richtig klasse, denn vor allem im Bassbereich haben viele Homestudios / Musikstudios Probleme.
Einen direkten Vergleich zum Sennheiser HD 800 S kann ich nicht machen, da eine gewisse Zeit verstrichen ist, bis ich den AKG K 812 kaufte. So wie ich den Klang vom HD 800 S in Erinnerung habe, klingt jedoch der AKG K 812 auf keinen Fall schlechter. Liest man sich die Tests von beiden Kopfhörern durch, so hat der AKG K 812 einen Vorteil: Man braucht keinen hochwertigen Kopfhörerverstärker, um sein volles Potenzial auszuschöpfen.
Hilfe! Ich mische trotzdem nicht gut mit dem AKG K 812 ab
Mit diesem Kopfhörer wirst du so gut wie keine bösen Überraschungen auf anderen Lautsprechern außerhalb von deinem Studio erleben. Wenn du mit diesem Studio-Kopfhörer „falsche“ Einstellungen an deinem Mix vornimmst, liegt das wahrscheinlich an Folgendes:
- Dein Gehör nutzt sich beim Hören mit Kopfhörern schneller ab.
Tipp: Mache regelmäßig eine Pause von 15 Minuten. - Du hast eine sehr leise Lautstärke eingestellt. Das heißt im Umkehrschluss nicht, dass du extrem laut hören sollst! Wenn du Musik zu laut hörst, schädigst du dein Gehör! Du brauchst die „richtige“ Lautstärke.
Genaueres wird im Artikel Monitoring erklärt. - Du weißt nicht, wie ein guter Mix über die AKG K 812 klingen sollte.
Tipp: Höre dir Referenztracks bzw. kommerzielle Tracks (z.B. Produktionen aus den Charts) an, damit du weißt, wie diese über die Studio-Kopfhörer klingen. - Du hast einen sehr schlechten Kopfhörerverstärker.
- Dir fehlt allgemein die Erfahrung im Bereich Mixing.
Tipp: Erweitere deine Kenntnisse über das Abmischen. Dazu kannst du dir gerne auf Tonstudio-Wissen.de die entsprechenden Artikel anschauen. Wo? Unter Abmischen lernen wird dir Schritt für Schritt kostenlos das gesamte Wissen über das Abmischen / Mixing erklärt. Die Artikel sind in einer zusammenhängenden und sinnvollen Reihenfolge aufgebaut. - Du hast zu lange am Mix gearbeitet. Irgendwann wird man „betriebsblind“. Arbeitet man in einem großen Studio mit mehreren Kollegen und Mixing-Räumen zusammen, hat man den großen Vorteil, sich einfach eine zweite kompetente Meinung einzuholen.
Du hast keinen erfahrenen Toningenieur in deiner Wohnung? Tipp: Höre dir den Mix auf verschiedenen Lautsprechern an (Studioboxen, Stereoanlage im Wohnzimmer, im Auto, Küchenradio, etc.), um einen anderen Eindruck / Perspektive zu gewinnen. Ich habe dazu noch eine weitere Lösung, die ich im Folgenden vorstelle.
Das nächste Level wirst du übrigens garantiert mit dem E-Book von Tonstudio-Wissen.de erreichen. E-Book anschauen: Endlich beim Produzieren, Abmischen und Mastering besser werden
In-Ear-Kopfhörer RHA T20: Ortsunabhängiger Gegencheck
Es kommt vor, dass man auch mit dem AKG K 812 den Wald vor Bäumen oder in dem Fall die Musik vor Instrumenten nicht sieht. Um einen anderen Höreindruck vom Song zu bekommen, bei dem man wieder aufmerksam seine Lauscher aufsperrt, stecke ich auch ab und zu die sehr guten (!) In-Ear-Kopfhörer RHA T20 an das Audio-Interface und höre mir an, wie der Mix darüber klingt.
Das Gegenprüfen mit dem RHA T20 funktioniert wirklich gut. Die eine oder andere sinnvolle Korrektur wird dadurch manchmal noch gemacht.
Nach eventuellen Korrekturen und einer kurzen Pause von 15 Minuten wird entweder
- wieder mit dem AKG K 812 abgemischt oder
- sofern alles so klingt, wie es nach meiner Meinung sein soll, der sogenannte Mixdown durchgeführt. Beim Mixdown wird der ganze Song mit allen aktiven Spuren in eine Datei zusammengefasst. In meinem Fall wandle ich den Mix sinnvollerweise in eine WAV-Datei um.
Nach dem Mixdown wird die WAV-Datei auf meinem Smartphone übertragen. Ein Samsung Galaxy. Nun wird der zweite Check gestartet. Dazu schließe ich wieder die RHA T20 an das Smartphone an und vergleiche es mit passenden Songs. Dazu nutze ich Spotify.
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Vergleiche den Referenzsong und deinen Mix immer in derselben Lautstärke. Lauter klingt immer besser. In der Praxis heißt das, dass du den Referenzsong leiser machen musst.
Um schnell zwischen meinem Mix und den Referenzsongs auf dem Smartphone zu wechseln, gehe ich wie folgt vor:
- Spotify öffnen. Song zum Vergleichen abspielen. Pause drücken.
- Homebutton drücken, um zum Startbildschirm zu gelangen (Spotify ist im Hintergrund geöffnet).
- Musik-Ordner öffnen.
- Mix anklicken. Mix wird abgespielt.
- Sperrbildschirm aktvieren. Display ist aus. Mix anhören. Vorteil: Keine Ablenkung durch das Display.
- Genug angehört? Um nun schnell zum Referenzsong zu wechseln, drücke den Homebutton. Nun wird der Sperrbildschirm angezeigt. Spotify ist als Widget zu sehen.
- Die Play-Taste auf dem Widget drücken.
- Der am Anfang geöffnete Song wird ohne Verzögerung in Spotify abgespielt.
- Wieder zu deinem Mix wechseln? Smartphone entsperren (der Song in Spotify läuft die ganze Zeit weiter), zum Musik-Ordner klicken bzw. beim Smartphone eher touchen und Mix anklicken.
Mittlerweile nutze ich Spotify nicht mehr. Welcher Musikstreaming-Anbieter am besten für das Produzieren, Abmischen und Mastering geeignet ist, wird dir im neuen E-Book von Tonstudio-Wissen.de präsentiert.
Dieser Gegencheck mit den RHA T20 ist auch empfehlenswert, wenn du in deinem Homestudio über deine Studiolautsprecher mit einer schlechten Raumakustik einen Song abgemischt hast. Vor allem im Bassbereich gibt es dann viele Probleme. Da die RHA T20 den Bassbereich gut wiedergeben können, sind diese zur Kontrolle wirklich empfehlenswert.
Der Vorteil beim Gegenchecken mit dem Smartphone:
- Keine Ablenkung durch deine Software bzw. deinen Audio-Sequenzer
- Ortsunabhängig
- Computer muss nicht erst hochgefahren werden
- Du kannst auch unterwegs zu deinem Mix abgrooven
Und noch einmal über Lautsprecher prüfen
Über Kopfhörer abgemischt und kein professionelles Tonstudio gerade in deiner Nähe, um noch einmal zu prüfen, ob der Mix wirklich gut klingt? Das ist nicht dramatisch. Für mich ist es aufgrund von vielen Ortswechseln manchmal auch nicht möglich. Im 3. Check höre ich mir dann den Song bzw. den Kopfhörer-Mix über verschiedene Anlagen an. Das kann das Küchenradio sein oder die Stereoanlage im Wohnzimmer. Meistens höre ich mir den Mix im 3. Check zunächst im Auto an. Da mich der Schall aus diesen Boxen schon einige Kilometer begleitet hat, weiß ich genau, wie kommerzielle Tracks darüber klingen.
Dazu verbinde ich das Smartphone per Bluetooth mit dem Anzeigebedienteil im Auto. Alle Songs, die mein Smartphone nun abspielt, kann ich laut über die Lautsprecher im Auto hören. Coole Erfindung!
Auch hier wechsel ich wieder nach der gerade beschriebenen Methode (In-Ear-Kopfhörer RHA T20: Ortsunabhängiger Gegencheck) zwischen Referenzmix und meinem Mix. Um eventuelle Schwächen aufzudecken, ist es immer deutlich effektiver, wenn du dir den Mix im Vergleich mit einem oder mehreren Referenzsongs anhörst.
Wenn du auch nach dieser Methode vorgehen möchtest, achte darauf, dass dein Mix möglichst gut mit den kommerziellen Songs mithalten kann. Falls nicht, öffne noch einmal die Session und nehme entsprechende Maßnahmen vor. Welche Maßnahmen das sein können, findest du unter Abmischen lernen.
Ich achte beim intensiven Vergleich mit den kommerziellen Tracks auf Folgendes – egal, ob im Auto, anderen Lautsprechern, im Tonstudio oder über Kopfhörer:
- Lautstärkeverhältnis aller Instrumente
- Gesang zu leise / zu laut?
- S-Laute zischeln?
- Dröhnen die Bässe oder zu wenig Bass?
- Unangenehme Höhen oder zu dumpf?
- Kann der strahlende Glanz in den Höhen (vor allem bei einer Pop-Nummer) mit den kommerziellen Tracks mithalten?
- Zu trocken oder zu viel Hall?
- Vor allem bei den Drums / Schlagzeug: Zu viel oder zu wenig Punch (Transienten)? Mit Punch meine ich den Anschlag vom Schlagzeug.
- Volle Breite des Stereopanoramas ausgenutzt? Vor allem beim Mischen über Kopfhörer ist es noch einmal wichtig zu prüfen, ob die Stereobreite in Ordnung ist, der Song nicht zu „schmal“ oder „eingeengt“ klingt.
Wenn der Vergleich mit dem Referenzsong nicht im Tonstudio bzw. auf Studiolautsprecher und einer guten Akustik stattfindet, dann muss man sich bei Auffälligkeiten auch immer die Frage stellen, ob es vielleicht an den Boxen oder der Akustik liegt, dass manches nicht so klingt, wie es sein soll. Wenn du aber dieses Dröhnen, diesen unangenehmen harten Punch oder sonstiges nicht beabsichtigtes feststellst, dass du bis jetzt in keinem anderen kommerziellen Track über die Boxen gehört hast, dann kannst du dir relativ sicher sein, dass es an deinem Mix liegt.
Nähere Informationen findest du im Artikel Referenzsong.
Wie du Playlisten gewinnbringend beim Produzieren, Abmischen und Mastering einsetzt, welche Songs du in diese einfügen solltest und welcher Musikstreaming-Anbieter der beste ist, wird dir im E-Book von Tonstudio-Wissen.de verraten.
Tipp: Die Akustik deines Homestudios ist nicht perfekt, aber ganz ok? Du hast sehr gute Kopfhörer, wie z.B. die AKG K 812 oder Sennheiser HD 800? Deine Mixe klingen noch nicht perfekt? Dann probiere doch mal Folgendes aus: 10% am Anfang über deine Studiomonitore mischen, dann mit dem Kopfhörer weitermischen und die restlichen 20% wieder mit deinen Studiomonitoren mischen. Diese Methode ist auch empfehlenswert, wenn du nur in einem begrenzten Zeitrahmen ein Tonstudio zur Verfügung hast.
Warum kann man nicht mit allen Kopfhörern abmischen?
„Man kann mit vielen Kopfhörern gut abmischen, wenn man diese genau kennt und weiß, wie es darüber klingen muss.“, diese und ähnliche Aussagen liest man öfters im Netz. Anscheinend kann das tatsächlich funktionieren – auch wenn es keine Referenzkopfhörer sind.
Mir ist das Abmischen mit dem Shure 840 nicht gelungen, obwohl dieser auch ein wirklich guter Kopfhörer ist und ich diesen gut kenne. Auch wenn die Mischungen nicht völlig verkehrt waren, hörte sich auf anderen Lautsprechern ein perfekter Mix besser bzw. korrekter an.
Woran lag das? Die richtigen Kompressor-Einstellungen zu finden, war eigentlich kein Problem. Die Transiente werden beim Shure 840 sehr gut wiedergegeben. Aber gerade das Einstellen von Frequenzen mit dem EQ war – vor allem im Bassbereich – sehr schwierig zu beurteilen. Bei der Bassdrum 5 dB zu viel bei 80 Hz angehoben? Das hört man über die Shure 840 locker heraus.
Aber bei nicht ganz so drastischen Einstellungen war es doch relativ schwierig zu beurteilen, ob die Anhebung zu viel oder zu wenig war. Fragen, die ich mir während des Abmischens stellte, waren beispielsweise: Soll ich 1,5 dB bei 80 Hz anheben? Oder doch lieber 1,5 dB bei 90 Hz? Reichen vielleicht 0,5 dB? Braucht die Bassdrum überhaupt eine Anhebung? Auch Einstellungen mit dem Plugin RBass von Waves (Plugin erzeugt zusätzlich Tiefbass durch Bearbeitung der harmonischen Struktur) waren über die Kopfhörer schwierig zu beurteilen.
Auf dem Shure SRH840 klangen mehrere Einstellungen nicht schlecht, aber die Wahrheit ist, dass eine Einstellung nun mal besser ist.
Fazit: Empfehlenswert für das Mixing und Mastering sind vor allem Referenzkopfhörer
Das Abmischen mit Kopfhörern ist möglich. Es ist jedoch nicht mit jedem Kopfhörer möglich. Empfehlenswert sind sogenannte Referenzkopfhörer, die die Musik linear, detailliert und mit einer präzisen Impulswiedergabe wiedergeben. Der AKG K 812 ist beispielsweise sehr gut dafür geeignet. Zum Gegenprüfen ist auch der sehr gute In-Ear-Kopfhörer RHA T20 geeignet. Euch gelingen gute Mixe auch mit anderen Kopfhörern? Mit welchen Kopfhörern gelingt euch das? Schreibt einen Kommentar. Der Sennheiser HD 600 soll beispielsweise auch gar nicht so verkehrt für das Mixing und Mastering sein.
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Hallo Christian,
hast du den AKG K 812 an einem Kopfhörerverstärker angeschlossen? Oder steckt der bei dir direkt am Audiointerface?
Übrigens, großes Kompliment für deine Website! Meine neue Anlaufstelle für Mixing- und Mastering-Infos. Habe lange nach so einer guten Seite gesucht und jetzt gefunden 😉
Gruß,
Peter
Hallo Peter,
herzlichen Dank für dein Kompliment! Es freut mich sehr, dass Tonstudio Wissen deine Anlaufstelle ist, um mehr über das Mixing und Mastering zu erfahren.
Die AKG K 812 schließe ich direkt am Audio-Interface an.
Ganz viel Freude weiterhin beim Produzieren, Abmischen und Mastern.
Mit freundlichen Grooves
Tonstudio Wissen
Wieder mal ein super Artikel. Lese mich hier die letzten Tage täglich durch eure Artikel
und finde immer wieder neue und interessante Dinge. Kann euch daher nur ganz groß loben 🙂
Weiter so und beste Grüße
Hallo, erstmal ein großes Lob für diese Internetpräsenz. Toll zusammengestellt und erklärt.
Bei den Kopfhörern kann man noch einen „Phonitor“ anschließen, um das Panorama besser zu hören.
Ich habe leider einen winzigen Raum. Mal sehen welche Tipps Du im E-Book bezüglich DIY hast 🙂
Es gibt ja auch Raum-in-Raum Lösungen. Aber das ist alles sehr teuer.
Hallo Jörg,
herzlichen Dank für dein Lob!
Der Phonitor von SPL kann beim Abmischen mit Kopfhörern wirklich sinnvoll sein. Mit der Phonitor-Matrix hörst du nicht nur die Panorama-Einstellungen wie auf Lautsprechern, sondern auch Hall und Delay. Allerdings finde ich das vom Phonitor erzeugte Übersprechen beim empfohlenen Spitzenmodell AKG K 812 nicht förderlich. Dieser hat nämlich bereits einen ähnlichen Effekt integriert.
Das E-Book wird dir insgesamt zum Thema Produzieren, Abmischen und Mastering garantiert einen Mehrwert bieten.
Viel Spaß weiterhin mit diesem schönen Hobby.
Mit freundlichen Grooves
Tonstudio Wissen
Wer den Phonitor nicht kennt, kann sich diesen übrigens gerne bei Thomann anschauen*.
Hallo Christian,
Ein guter Freund hat mir die AKG K702 Referenz Kopfhörer geschenkt. Die bekommt man aktuell für 139€ bei Thomann.
Ich bin erst Anfänger im Bereich Mixing aber habe bisher noch keine besseren Kopfhörer gehabt. Für mich klingen die sehr neutral und linear. Denke die können auch mit den meisten Modellen in höheren Preisklassen mithalten, wenn auch nicht mit den K812, da diese einen größeren Frequenzbereich haben (irre!). Auf jeden Fall können die K702 auch schon mehr abbilden als Menschen wahrnehmen können. Daher ist das für mich vollkommen ausreichend.
Interessant wäre mal ein direkter Vergleich aber da ich Azubi bin, werde ich so schnell keinen Kopfhörer über 1.000€ kaufen. Aber es wird sich sicher eine Gelegenheit ergeben, diese mal zu testen. Vielen Dank auf jeden Fall für die Empfehlung und diesen Artikel! Diese Webseite hilft mir auch in der Ausbildung zum Mediengestalter und im privaten Bereich.
Hallo Maik,
herzlichen Dank für deinen Kommentar! So gravierend sind die Unterschiede von einem guten Mittelklasse-Kopfhörer zu einem Referenz-Kopfhörer grundsätzlich nicht. Wichtig ist es, dass du seine Stärken und Schwächen kennst. Diese wirst du irgendwann kennen, wenn du darüber verschiedene Songs abmischst. Nutze nur seine Stärken beim Abmischen. Das heißt, dass du – einfach ausgedrückt – den Kopfhörer immer nur dann nehmen solltest, wenn du Entscheidungen treffen kannst, die auf der ganzen Welt gut klingen, z. B. bei Kompressor-Einstellungen. Im besten Fall kannst du mit dem Kopfhörer natürlich alles gut beurteilen. Der AKG K702 war noch nicht in meinem Besitz, daher kann ich dir leider nicht mitteilen, inwiefern der AKG K 812 anders klingt.
Ich wünsche dir ganz viel Freude mit deiner interessanten Ausbildung zum Mediengestalter!
Mit freundlichen Grooves
Tonstudio Wissen