Abhörlautstärke – Die richtige / optimale Lautstärke im Tonstudio

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Pegelmesser von Teufel

Alle Spuren sind für den Song geladen. Hören wir uns diesen doch nun einmal an. Wir drücken auf „Play“ und fassen nun den Lautstärkeregler an – doch, wie laut soll ich mir den Song anhören? Meist wird der Pegel auf eine angenehme Lautstärke gedreht oder der Song gefällt uns so sehr, dass wir uns diesen schön laut anhören. Ist es egal, wie laut man beim Abmischen / Mixing im Studio die Musik abhört? Ihr ahnt es wahrscheinlich schon: Neben dem richtigen Aufnahmepegel ist für eine gute Soundqualität / Klangqualität auch die richtige bzw. optimale Abhörlautstärke (Abhörpegel) im Tonstudio wichtig.

Das Gehör ermüdet

Das hat bestimmt jeder schon einmal erlebt: Wir hören unsere Lieblingsmusik und nach einer Weile haben wir uns an die Lautstärke gewöhnt. Was machen wir? Wir erhöhen die Lautstärke. Je länger wir hören, desto mehr haben wir das Bedürfnis, etwas lauter zu drehen. Wenn wir nun eine kleine Pause einlegen und uns anschließend die Musik weiter anhören, schrecken wir kurz auf: „Huch, ist das laut.“ Ja, unser Gehör ermüdet leider sehr schnell und wir wollen uns dann mit dem Aufdrehen der Lautstärke mehr Input holen.

Beim Abmischen stellt es tatsächlich ein Problem dar. Ständig kämpfen wir gegen unser Gehör. Wir hören nach einer Zeit leider keine Details mehr heraus. Machen Mixfehler. Kleine Änderungen am EQ hören sich gleich an. Wir neigen dazu, den EQ zu sehr aufzudrehen.

Weil unser Gehör schnell unempfindlich wird und sich schnell an den Klang gewöhnt, ist der erste Eindruck des Songs am Anfang einer Mix-Session wichtig. Alle Auffälligkeiten sollte man im Hinterkopf abspeichern, um diese später zu bearbeiten oder bei Gefallen auch so zu belassen.

Was machen wir gegen die schnelle Ermüdung unseres Gehörs? Wir legen öfters eine Pause ein. Wenn wir merken, dass wir am liebsten die Lautstärke aufdrehen möchten, ist es ein Zeichen dafür, eine Pause einzulegen. Verlasst das Studio. Trinkt einen Kaffee. Oder geht spazieren. 15 min Pause genügen, um wieder „frische Ohren“ zu haben. Irgendwann nach Stunde x hilft keine kleine Pause mehr. Wir hören einige Details einfach nicht mehr so genau heraus. Dann wird es Zeit frühestens am nächsten Tag weiterzumachen.

Pause gegen die Ermüdung des Gehörs
Es ist normal, dass unser Gehör schnell ermüdet. Wir hören beim Mixing / Abmischen irgendwann alles nicht mehr so genau heraus. Wir stellen dann Equalizer, Kompressoren und andere Effekte zu heftig ein. Eine 15-minütige Pause hilft, wieder „frische Ohren“ zu haben. Wie wäre es mit einem wunderbaren Lat­te mac­chi­a­to? Zubereiten, genüsslich trinken und schon sind die 15 Minuten um.

Wenn wir Tätigkeiten am Mix durchführen, bei denen wir die Musik nicht hören müssen, wie z.B. bei der Suche nach einem Plugin, drücken wir die Stopp-Taste in der DAW (Cubase, Pro Tools, Studio One, Logic, Ableton live usw.).

Ein Plugin ist eine Software, die die Fähigkeiten des Host-Programms erweitern. Das Host-Programm ist in unserem Fall ein Audio-Sequenzer, auch DAW genannt. Damit das Plugin im Audio-Sequenzer geladen werden kann, muss der Audio-Sequenzer die Schnittstelle des Plugins verstehen.

Der richtige Abhörpegel im Studio

Es ist wichtig, bei einem konstanten Pegel während des gesamten Abmischens im Tonstudio oder Homestudio abzuhören. Dieser Pegel sollte zudem eine bestimmte Lautstärke haben. Denn unser Gehör ist nicht bei jeder Lautstärke gleich empfindlich für alle Frequenzen. Je lauter wir abhören, desto stärker nehmen wir die Bässe war. Wir hören dann also im Studio mehr Bässe als in Wirklichkeit da sind. Wir würden die tiefen zu leise abmischen. Im umgekehrten Fall, wenn wir zu leise abhören, mischen wir die Bässe zu laut ab.

Pegelmesser
So wie auf dem Bild, sollte der Pegelmesser eingestellt werden. Wenn wir Musik mischen, sollte sich der rote Zeiger immer zwischen 0-6 befinden. Dazu stellt man beim Teufel-Pegelmesser die Range auf 80 ein. Sind wir mit dem Abmischen fertig oder wollen an einem anderen Tag weitermachen, stellen wir die Range auf „off“. So schonen wir die Batterie.

Zudem hat lautes Abhören zwei weitere Nachteile:

  1. Je lauter wir abhören, desto schneller ermüdet unser Gehör
  2. Beim lauten Abhören schädigen wir unser Gehör

Um zu wissen, wie laut es wirklich ist, brauchen wir einen Pegelmesser. Ich habe einen Pegelmesser von Teufel. Diesen stelle ich auf 80, C-gewichtet und auf eine langsame Reaktionszeit ein. Das kommt dem menschlichen Gehör sehr nah. Die Lautstärke wird dann so eingestellt, dass der Pegelmesser eine Lautstärke zwischen 80-87 dB SPL anzeigt. Warum gerade diese Lautstärke? Bei diesem Pegel hören wir die Frequenzen am ausgeglichensten.

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Dargestellt wird der empfundene Frequenzgang bei den unterschiedlichen Lautstärken in der Fletcher-Munson-Kurve. Diese verdeutlicht, dass 80-87 dB SPL den ausgeglichensten (optimalen) Frequenzbereich für unser Gehör darstellt.

Die Kurve und die entsprechende Erklärung wird bei Wikipedia (Fletcher-Munson-Kurve) aufgezeigt.

Recording, Mixing, Mastering – für jede Situation die passende Abhörlautstärke

Gemasterte Musik ist laut. Unsere unfertige Mischung leiser. Einzelne Instrumente, die wir auf solo schalten, noch leiser. Trotzdem ist es empfehlenswert, alles bei 80-87 dB SPL abzuhören. Das heißt, wir benötigen für jede Situation die passende Position unseres Lautstärkereglers.

Die Position des Lautstärkereglers können wir uns zudem markieren, sodass wir schnell beim Abhören von einem einzelnen Instrument den Lautstärkeregler in die richtige Position bringen und dadurch auch das einzelne Instrument bei einem Schalldruckpegel von 80-87 dB SPL (Abhörlautstärke, Abhörpegel) hören können. Hören wir uns nun wieder den gesamten Song an, drehen wir den Lautstärkeregler leiser, bis die „Mixposition“ erreicht ist.

Noch etwas Wichtiges: Regelt die Lautstärke nicht im Computer. Dadurch reduziert ihr die Auflösung eures Wandlers. Die Soundqualität leidet. Und ja, man hört es.

Lautstärke beim Mischen mit Kopfhörern

Bei einem Kopfhörer ist es schwierig, den Schalldruckpegel zu messen. Trotzdem ist es auch bei Kopfhörern wichtig, nicht zu laut oder zu leise abzumischen. Wenn man aber ungefähr im Gefühl hat, wie laut 80-87 dB SPL sind, kann man auch ganz gut die Kopfhörer danach einstellen.

Beim Mischen mit Kopfhörern ist die Abhörlautstärke schwierig zu messen.

Die Lautstärke von 83 dB SPL hört sich sehr laut an

Die 83 dB hören sich für dich sehr laut an? Heutige Songs sind sehr komprimiert. Solche Songs haben insgesamt einen zu hohen Durchschnittspegel. Das kann auch deine Ohren auf Dauer schädigen, allein schon wegen der Ermüdung beim Hören. Dynamische Songs erreichen nur ab und zu den wahrgenommenen Pegel von 83 dB SPL. Solche dynamischen Songs klingen bei dem Pegel von 83 dB SPL hervorragend und schädigen mit den gelegentlichen Ausbrüchen zum Spitzenpegel die Ohren nicht. Darüber hinaus könnte es sein, dass du sehr nah abhörst. Empfehlenswert ist es dann, deinen Lautsprecher (pro Lautsprecher) auf 77 dB SPL zu kalibrieren.

Fazit: Ideal ist ein Schalldruckpegel von 80-87 dB SPL

Versucht es: Kauft euch einen Schallpegelmesser und achtet darauf, die ganze Zeit beim Mischen einen Schalldruckpegel von 80-87 dB SPL zu haben. Wenn ihr euch dabei ertappt, lauter zu drehen, dann ist es Zeit für eine Pause. Ein kleiner Spaziergang beispielsweise hilft. Zumal man ja auch für die Gesundheit jeden Tag 10.000 Schritte laufen soll. Wenn ihr die Bassdrum Solo abhört, dreht etwas auf. Die 87 dB SPL sollten dabei aber nicht überschritten werden.

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5 KOMMENTARE

    • Hallo Simon,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Es ist tatsächlich so, dass ein Schalldruckpegel von 80-87 dB SPL relativ laut ist. In einer Wohnung ist die Lautstärke schwierig zu realisieren, wenn man keinen Ärger mit den Nachbarn haben möchte. Bei einer geringeren Lautstärke ist man jedoch dazu geneigt, zu viele Höhen und vor allem zu viel Bass dem Mix zu verpassen. Eine sehr gute Alternative ist das Abmischen mit Studio-Kopfhörern. Nicht jeder Kopfhörer ist allerdings dafür geeignet. Nähere Informationen werden im Artikel Abmischen über Studio-Kopfhörer aufgezeigt. Der Gegencheck könnte im Auto oder bei einer akzeptablen Uhrzeit im Homestudio erfolgen.

      Mit freundlichen Grooves
      Tonstudio Wissen

  1. Hallo zusammen, ein grosses Kompliment an Eure gut verständlichen Erklärungen, die sind sehr hilfreich! Habe mir bereits AKG K812 sowie Melda Mcompare gekauft. Wenn ich nun nicht weiss wie laut ich via Kopfhörer höre, genügt es nicht wenn ich die Höhen und Bässe mit einem Referenztrack vergleiche, denn dieser hat ja bei zu leisem Abhörvolumen auch “zuwenig“ Höhen und Bässe, somit wenn ich gleich viel/wenig Höhen und Bässe einstelle wie im Referenztrack, stimmt der Mix trotzdem? Was denkt ihr darüber? Denn somit müsste ich nicht immer sehr laut hören. Danke für die Antwort und beste Grüsse, Thomas

    • Hallo Thomas,

      vielen herzlichen Dank für die Blumen! Mit den AKG K812 und MCompare bist du genau auf den richtigen Weg, einen hervorragenden Mix zu zaubern – auch mit einer schlechten Raumakustik.

      Eine sehr gute Frage, die du da gestellt hast! Ausprobieren! Gerne kannst du mir mal von deiner Erfahrung mit einer leisen Abhörlautstärke berichten.

      Nach meiner Meinung bzw. Erfahrung ist es mit einer sehr leisen Lautstärke schwieriger zu beurteilen, ob es so wie beim Referenzsong klingt. Der Kopfhörer gibt die Frequenzen bei einer leisen Abhörlautstärke nicht ganz so exakt wieder.

      Vermutlich wirst du dir beispielsweise folgende (ähnliche) Fragen stellen:

      Kommt ein High-Shelf-Filter mit 0,5 dB Anhebung näher an die Höhen des Referenzsongs heran oder doch lieber ein High-Shelf-Filter mit einer Anhebung von 1 dB? Lieber ab 8 kHz anheben oder doch 8,5 kHz? Vermutlich neigst du auch dazu, eher zu viele Höhen deinem Mix zu geben. Es klingt für dich dann im ersten Moment besser als der Referenzsong, aber wenn du z.B. auf Lautsprechern deinen Mix etwas lauter hörst, könnte dieser dann zu viele Höhen haben.

      Abgesehen von der Lautstärke könntest du dir auch die Frage stellen, warum du nicht über sehr schlechte Kopfhörer abmischen kannst. Du hörst ja, wie auch dort der Referenzsong klingt. Aber es werden vermutlich trotzdem Unsicherheiten bei den EQ-, Kompressor- und/oder Hall-Einstellungen kommen. So ein Kopfhörer gibt verschiedene Einstellung als „korrekt“ wieder – aber eine Einstellung ist nun mal besser. Darüber hinaus klingt ein Referenzsong in der Regel nicht exakt gleich wie dein Mix. Anderer Bass-Sound, anderer Hall, andere Hi-Hats. Ähnlich. Aber doch anders. Same but different. 🙂

      Um deine AKG K812 besser kennenzulernen, überprüfe deinen Mix anschließend in deinem Tonstudio oder auf verschiedenen Lautsprechern. Hast du einen ähnlichen Eindruck mit den AKG812 gehabt? Nein? Korrigiere dann die Lautstärke. Super laut solltest du nicht abhören, sonst schädigst du dein Gehör.

      Ich hoffe, ich konnte dir damit weiterhelfen. Viel Freude mit deinen hochwertigen Kopfhörern!

      Mit freundlichen Grooves

      Tonstudio Wissen

  2. Ist schon etwas laut würde ich sagen! Also höre wenn dann sowieso immer in mehrern Lautstärken ab und schau wie es sich verändert… Trotzdem danke für den Artikel und beste Grüße

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