Lautstärke Automation

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Alle Audio-Signale (Instrumente, Gesang (Vocals), Schlagzeug (Drums)) sind nun perfekt im Stereobild positioniert. Der Mix hat die Soundqualität deines ausgesuchten Referenzsongs erreicht. Je nach Songabschnitt können wir im letzten Schritt beim Abmischen / Mixing die Aufmerksamkeit des Hörers für verschiedene Elemente im Mix eine bestimmte Zeit erhöhen. Dazu wird in vielen Songs die Lautstärke Automation angewendet. Wie wir eine Automationsspur in der Musik hinzufügen sowie bearbeiten und bei welchen Audio-Signalen wir eine Automation beim Mixing durchführen sollten, wird nun in diesem Tutorial erklärt.

Mit nahezu allen guten Sequenzern kann eine Lautstärke Automation durchgeführt werden. Bei  Cubase, Pro Tools, Ableton live, Logic, Magix Samplitude, FL Studio, Cakewalk Sonar, Propellerhead Reason, PreSonus Studio One und Cockos Reaper dürfte es kein Problem sein,  bei einer Audiospur eine Automationsspur hinzuzufügen, Automationsdaten zu schreiben bzw. aufzunehmen und bei  Bedarf zu kopieren.

Musik weckt Emotionen. Diese Emotionen können mit Lautstärke Automation verstärkt werden. Details können mit einer Automation besser herausgearbeitet werden. Außerdem ist manchmal Lautstärke Automation anstelle eines Audio-Kompressors bei einem sehr dynamischen Audiosignal vorzuziehen. Es klingt dann einfach natürlicher, offener und größer.

Warum sollten wir eine Lautstärke Automation möglichst gegen Ende des Abmischens / Mixings durchführen?

Wenn du eine Lautstärkeveränderung einer Audiospur aufzeichnest, kannst du den Fader dieser Spur danach nicht mehr bewegen. Er verharrt stur auf seiner Position. Bewegst du also nach dem Aufzeichnen einer Automation den Fader deines (digitalen) Mischpults anschließend nach oben oder unten, um die Spur leiser oder lauter zu machen, wird der Fader wieder auf die vorige Stellung zurückspringen. Doof, aber so ist es nun einmal.

Darüber hinaus gibt es erst einmal wichtigere Bearbeitungsschritte, um eine gute Soundqualität (ein kommerzielles Ergebnis) zu erreichen. Lautstärke Automation ist also nicht unbedingt ein Muss, um mit dem Referenzsong mithalten zu können. Trotzdem kann es der entscheidende Unterschied sein. Denn unser Ziel ist es ja, möglichst perfekt abzumischen.

Tipp: Du möchtest eher eine Lautstärke Automation aufnehmen und trotzdem danach den Fader bewegen können? Dann lade ein Plugin im Insert, mit dem du die Lautstärke verändern kannst. Nehme anschließend die Lautstärke Automation auf. Dazu musst du grundsätzlich den Aufnahmeknopf drücken und den entsprechenden Regler mit der Maus am Plugin bewegen. Ein einfaches kostenloses Plugin, mit dem du die Lautstärke verändern kannst, nennt sich GGain von der Firma GVST.

Auf das Wesentliche beschränkt: Ein einfaches Plugin, mit dem du nur die Lautstärke (Gain) ändern kannst. Klasse!

Wie Lautstärke Automation aufnehmen?

Eine Lautstärke Automation aufzunehmen ist eigentlich in allen DAWs sehr einfach (Cubase, Pro Tools, Ableton live, Logic, Magix Samplitude, FL Studio, Cakewalk Sonar, Propellerhead Reason, PreSonus Studio One und Cockos Reaper). In der Regel brauchst du nur in der jeweiligen Spur den „Write-Button“ (schreiben) drücken. Anschließend betätige die „Play-Taste“. Sofern du nun einen Fader oder einen Drehregler bewegst oder einen Knopf drückst, z.B. die Mute-Taste, wird dies genau an der Stelle (live) des Songs (Audio) aufgezeichnet  – auch virtuelle Drehregler oder Tasten von einem Plugin.

Eine Alternative wäre es, die Automationsspur unter der jeweilige Spur zu öffnen und die Automation mit den Sequenzer-Werkzeugen einzuzeichnen (z.B. Stift, virtuelle Hand). Natürlich kannst du in dieser Spur auch nachträglich die live aufgenommene Aufzeichnung editieren.

Bei dieser Hi-Hat waren einige Schläge zu laut gewesen. Mit der Lautstärke Automation wurden alle zu lauten Hi-Hats um -4 dB abgesenkt (zu erkennen an der unteren Automationsspur). In der Automationsspur kannst du mit den verschiedenen Werkzeugen deiner DAW auch im Nachhinein Änderungen vornehmen. Eine Kompression hätte in diesem Fall den Klang der Hi-Hat zu stark verändert.

Bei dem Screenshot oben wurde die Hi-Hat mit der Lautstärke Automation leiser gemacht. In diesem Fall hätte man auch die zu lauten Schläge auschneiden und in eine neue Spur hinzufügen können. Die neue Spur hätte man um -4 dB wie bei der Lautstärke Automation leiser machen können und es hätte denselben Effekt gehabt. Am einfachsten funktioniert das, wenn du die Hi-Hat-Spur duplizierst und bei der duplizierten Spur dann nur die zu lauten Hi-Hat-Schläge übrig lässt. Bei der eigentlichen Hi-Hat-Spur schneidest du die zu laute Hi-Hat weg.

So sieht es dann in Cubase aus. In der eigentlichen Spur werden die zu lauten Hi-Hat-Schläge weggeschnitten. In der duplizierten Spur bleiben nur die zu lauten Hi-Hat-Schläge übrig, die dann um die gewünschte Lautstärke reduziert werden. Fertig.

Mit den heutigen Audio-Sequenzern ist es ganz selbstverständlich, dass wir den Fader oder Drehregler aufzeichnen können. Damals musste für ein analoges Mischpult mit Automation sehr viel Geld bezahlt werden. Selbstverständlich werden solche Mischpulte auch heutzutage nicht verschenkt. Jedoch gab es damals keine digitale und kostengünstige Alternative.

Der einzige Nachteil in der digitalen Welt ist das fehlende haptische Gefühl, wenn wir live eine Automation aufzeichnen wollen. Dafür gibt es jedoch DAW-Controller.

Lautstärke Automation mit einem DAW-Controller / Midi-Controller aufnehmen

Bei der Aufzeichnung der Lautstärke Automation fehlt natürlich das haptische Gefühl. Das kann eine Maus nicht ersetzen. Sorry, Maus. Ein echter Fader ist einfach unersetzlich. Hersteller haben das natürlich längst erkannt. So gibt es verschiedene DAW-Controller / Midi-Controller.

Der Steinberg CC 121. Ein sehr guter DAW-Controller.

Empfehlenswerte DAW-Controller mit Motorfader sind z.B.

Nach DAW-Controller bei Amazon* stöbern.

Lautstärke Automation statt Kompression (Kompressor)

Mit Lautstärke Automation kann ein Instrument, Gesang (Vocals) oder Schlagzeug (Drums) viel unauffälliger in der Dynamik angepasst werden. Zugegeben: Es ist viel aufwendiger eine Spur mithilfe der Automation in der Dynamik anzupassen, als ein Kompressor zu verwenden. Die Arbeit lohnt sich aber. Denn eine zu starke Komprimierung klingt einfach anders – oft nicht so schön. Vor allem wenn der Kompressor viel arbeiten muss, wir diesen also extrem einstellen müssen, da es einige sehr laute Töne gibt, klingt es einfach zu komprimiert bzw. (Achtung Fachbegriff) zu „gequetscht“.

Für eine transparente bzw. unauffällige Dynamikreduzierung (Unterschied zwischen leisen und lauten Tönen) und einen offenen großen Sound ist es eine gute Methode, zunächst große Dynamiksprünge mit Lautstärke Automation auszugleichen. Die restliche Dynamikreduzierung – falls überhaupt nötig – übernimmt ein Audio-Kompressor mit subtilen Einstellungen. Falls das nicht reichen sollte, nehme lieber zwei Kompressoren mit subtilen Einstellungen, als nur einen Kompressor mit extremen Einstellungen. Wie wäre es z.B. mit der Kombination Kompressor und Limiter? Manchmal kann es sogar subtiler sein und transparenter klingen, wenn nur ein paar Mal mit dem Limiter Signalspitzen abgeschnitten werden als einen Kompressor zu nehmen.

Lautstärke Automation beim Master-Fader (Master-Bus)

Meistens ist in der Musik der Refrain entscheidend, ob es ein Hit ist oder nicht. Warum dem Refrain also nicht mit Lautstärke Automation mehr Gehör verschaffen? Dazu gibt es einen Tipp / Trick den ich gerne in Songs anwende. Für diesen Tipp / Trick automatisiere den Masterfader (Master-Bus). Wie?

  • Der Refrain hat die Faderstellung 0
  • Die Strophe hat am Anfang auch die Faderstellung 0, senkt sich aber kontinuierlich bis der Refrain anfängt auf -1. Am einfachsten ist es, wenn du so eine Automation mit den Mixing-Werkzeugen deiner DAW einzeichnest.
  • Intro startet mit -0,5. Damit dann die Strophe mit der Faderposition 0 Vollgas geben kann und die ganze Aufmerksamkeit vom Hörer bekommt.

So eine Lautstärke Automation ist subtil. Bringt aber den nötigen Schub an der richtigen Stelle.

Zur Verdeutlichung: So sieht dann die Lautstärke Automation im jeweiligen Songabschnitt beim Master-Fader (Master-Bus) in Cubase aus.

Lautstärke Automation bei einzelnen Spuren

Bei welchen Audio-Spuren sollte die Lautstärke automatisiert werden? Hier einige Anregungen:

  • Absenken von Atemgeräusche bei Gesang
  • S-Konsonanten oder F-Konsonanten leiser regeln. Das kann sogar manchmal natürlicher klingen, als wenn man einen De-Esser-Plugin nimmt. Oder Lautstärke Automation kann genutzt werden, um S-Konsonanten in der Lautstärke zu reduzieren, die der De-Esser nicht erfasst.
  • Angleichen einzelner Bassnoten
  • Dumpfes Pochen durch Lautstärke Automation verringern – im besten Fall sogar wegschneiden. Dieses entsteht, wenn während der Aufnahme an einem Mikrofonständer geklopft wird.
  • Bundgeräusche vom Gitarrenspieler verringern, wenn diese im Song eher stören
  • Allgemein, wenn Instrumente oder Gesang (vocal) teilweise gefühlt einen Schritt zu und wieder weg von dir gehen, kann das ein Hinweis für eine Laustärke Automation sein. Die Auratone-Ersatz-Lautsprecher können hier helfen, dieses besser herauszuhören.

Ein weiterer Tipp ist es, hinzukommende Elemente im Mix am Anfang etwas lauter zu machen. Zum besseren Verständnis ein Beispiel: Sobald die Kick, auch Bassdrum (BD) genannt, das erste Mal oder nach einer Pause im Song wieder einsetzt, mache den ersten Kick-Schlag lauter (ca. 1dB). Danach spielt die Kick in normaler angepasster Lautstärke weiter. Das Gehirn registriert vor allem den ersten Schlag der Kick. Die Aufmerksamkeit ist also bei hinzukommenden Elementen am größten. Und da lauter immer besser klingt, machen wir uns dieses Phänomen zu nutzen.

Allgemein ist die Aufmerksamkeit des Hörers bei neuen Elementen am größten, wenn diese das erste Mal einsetzen. Mit diesem Tipp verstärkst du die Aufmerksamkeit des Hörers.

Soll ich den Tipp bei jedem Song anwenden? Nein, der Tipp kann bei manchen Songs auch nicht funktionieren, da es einfach nicht passt, z.B. wenn die Kick eine untergeordnete Rolle spielt. Auch bei Instrumenten, die grundsätzlich eher eine sekundäre Rolle im Song spielen (das schmückende Beiwerk), macht es oft keinen Sinn, diese vorzustellen bzw. den ersten Schlag lauter zu machen („Hallo, hier bin ich!“). Es entscheidet wie immer dein Groove-Gefühl.

Automation auch bei den Profis?

Um mal ein Gefühl dafür zu kriegen, wie aufwendig einige Profis Lautstärke Automation betreiben: Profis gehen teilweise beim Gesang Silbe für Silbe durch und geben jeweils die Lautstärke in der Gesangsspur im Sequenzer ein. Außerdem wird zudem für jede Silbe eine EQ-Automation betrieben. Bei einem vierminütigen Song kann das eine Arbeit von ca. 2 Stunden bedeuten.

Lautstärke Automation wird auch angewandt, um zu dekomprimieren. Viele Produzenten überkomprimieren viele Elemente in der Musik (Audio). So eine Überkomprimierung wird behoben, in dem es in manchen Fällen erst einmal noch mehr komprimiert wird und anschließend eine neue Dynamik durch Automation mit dem Fader am Mischpult erzeugt wird.

Vor allem beim Gesang wird bei den Profis die meiste Automation betrieben. Weil

  1. Gesang sehr dynamisch ist
  2. wir die emotionale Wirkung maximieren wollen
  3. jede Silbe gut zu verstehen sein sollte
  4. die Hörer sich am meisten Texte und Melodien merken. Der Gesang ist in der Regel der wichtigste Teil eines Mixes.

Fazit: Die Aufmerksamkeit des Hörers dirigieren und Dynamik bearbeiten

Die Lautstärke Automation ist sehr hilfreich, um die Aufmerksamkeit des Hörers zu dirigieren und Dynamik zu bearbeiten. Bei jedem Mix richtet sich das Gehör des Zuhörers bei den verschiedenen Songabschnitten neu aus. Mit Lautstärke Automation können wir das steuern.

Besonders viel Spaß macht es eine Lautstärke Automation mit einem DAW-Controller aufzuzeichnen, wie z.B.

Amazon bietet auch viele DAW-Controller* an.

Wie gehst du bei der Lautstärke Automation vor? Hast du irgendwelche Standards, auf die du oft zurückgreifst? Gerne kannst du dazu einen Kommentar verfassen.

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