Das K-System -Metering von Bob Katz (K-20, K-14 und K-12)

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Musik ist deutlich lauter geworden als vor 30 Jahren. Hören wir uns eine CD von vor 30 Jahren an und vergleichen diese mit einer aktuellen Produktion, ist diese bei gleicher Position des Lautstärkereglers deutlich lauter. Nahezu jede Produktion möchte am liebsten lauter als die anderen sein. Warum? Lauter wird besser wahrgenommen. Lauter klingt im ersten Moment besser. Der Begriff „Lautheitskrieg“ („loudness war“) etabliert sich. Vergleichen wir jedoch eine extrem laute Produktion mit einer leisen Produktion, werden wir feststellen, dass die leisere Produktion besser klingt, wenn wir den Lautstärkeregler einfach etwas aufdrehen und die Songs dann letztendlich gleich laut klingen.

Bei der heutigen Lautheit haben wir teilweise ein Level erreicht, bei der die Musik oder der Song einfach nicht mehr gut klingt. Warum? Weil ein Großteil der Dynamik verloren geht. Wie laut ein Song ist (Lautheitsempfinden), können wir mit einer Pegelanzeige sehen. Dabei darfst du nicht auf den Spitzenpegel (Peak, Einheit: dBfs), sondern auf den Durchschnittspegel (RMS; Einheit dBVU) achten.

Beachte: Den Durchschnittspegel zeigt nicht jede Anzeige an. Viele DAWs bzw. Audio-Sequenzer (Musik Software) zeigen leider nur den Spitzenpegel an. Der Unterschied zwischen Spitzen- und Durchschnittspegel wird im Artikel Der richtige Pegel beim Aufnehmen (Recording) verständlich erklärt.

Falls das bei dir der Fall sein sollte, dann brauchst du ein zusätzliches Plugin. Das bx_meter ist z.B. sehr gut dafür geeignet, auch den Durchschnittspegel anzuzeigen. Schaust du dir nun den Durchschnittspegel bei einer aktuellen lauten Produktion an, siehst du in der Regel einen Durchschnittspegel von ca. -6 dB. 0 dB ist der maximale Pegel, den der Song haben kann.

Das bedeutet, wir haben nur einen Puffer (Dynamik) von 6 dB! Das ist sehr wenig. Der Unterschied zwischen den lauten und leisen Tönen ist hier extrem gering. Auch der wichtige Punch (Anschlag einer Note; Transienten) geht verloren.

Bob Katz, ein berühmter Masterging-Ingenieur, ist gegen diesen Lautheitskrieg. Sehr gut klingende Musik muss nicht laut klingen. Im Gegenteil: Es klingt sogar deutlich besser, wenn nicht das letzte bisschen Lautheit aus dem Song herausgeholt wird. Bob Katz liebt Dynamik. Das alles hat ihn dazu veranlasst, das K-System, auch K-Metering genannt, zu erfinden. Das „K“ steht für den Erfinder Katz.

Bob Katz K-12, K-14 und K20 erklärt

Es gibt 3 Skaleneinteilungen: K-12, K-14 und K-20. Je nach Musikgenre soll eine passende Skala gewählt werden. Was bedeuten die verschiedenen K-Systeme und bei welchem Musikgenre sollte diese verwendet werden?

1) K-20: Durchschnittspegel der Musik beträgt -20 dB. Soll für Film, klassische Musik und Hi-Fi Anwendungen verwendet werden.
2) K-14: Durchschnittspegel der Musik beträgt -14 dB. Soll für Country, Rock und Mainstream-Pop verwendet werden.
3) K-12: Durchschnittspegel der Musik beträgt -12 dB. Soll für Broadcast und
Radio verwendet werden.

Die Zahl hinter dem K zeigt also an, wie hoch der durchschnittliche Pegel (RMS; Einheit dBVU) ist. Eine K-12 Mischung oder Mix ist also lauter als eine K-20 Mischung, hat aber auch weniger Dynamik. Theoretisch können wir uns in Gedanken das K-12 auswählen und darauf achten, dass der Durchschnittspegel des Songs bei -12 dB in deiner DAW oder am Pegel-Plugin angezeigt wird. Bob Katz hat jedoch auch für jedes K-Metering eine eigene Skaleneinteilung gewählt. Und zwar wie folgt:

1) K-20: Hier wurde die 0-dB-Makierung auf -20 dB verschoben. Hat der Song beim K-20 also +2 dB hat er in Wahrheit einen Durchschnittspegel von -18 dB.
2) K-14: Hier wurde die 0-dB-Makierung auf -14 dB verschoben. Hat der Song beim K-14 also +2 dB hat er in Wahrheit einen Durchschnittspegel von -12 dB.
3) K-12: Hier wurde die 0-dB-Makierung auf -12 dB verschoben. Hat der Song beim K-12 also +2 dB hat er in Wahrheit einen Durchschnittspegel von -10 dB.

Diese 4 skizzierten Pegelanzeigen in der Abbildung sollen noch einmal das K-System verdeutlichen. Links die gewohnte normale Pegelanzeige in einer DAW, die wir in jedem Kanal unseres digitalen Mischpults vorfinden. Bob Katz hat nun die Skala verschoben. Beim K-20 ist die 0-dB-Markierung bei eigentlich -20 dB deiner DAW-Pegelanzeige. Beim K-14 ist die 0-dB-Markierung bei eigentlich -14 dB deiner DAW-Pegelanzeige. Beim K-12 ist die 0-dB-Markierung bei eigentlich -12 dB deiner DAW-Pegelanzeige. Bei der Anzeige von Bob Katz kann optisch besser der Durchschnittspegel bei der 0-dB-Markierung gehalten werden.

Die Skaleneinteilung von Bob Katz soll helfen, den gewünschten Durchschnittspegel besser einzuhalten. So eine Skaleneinteilung bietet z.B. das bx_meter. Wählst du also z.B. das K-12 aus, versuche den durchschnittlichen Pegel bei ca. 0 dB zu halten (eigentlich bei einer üblichen Pegelanzeige -12 dB).

Im vorherigen Artikel wurde also das K-20 aufgezeigt und danach deine Lautsprecher bzw. deinen Monitor-Regler, auch Lautstärke-Regler genannt, kalibriert – auch wenn es in dem Artikel noch nicht K-20 genannt wurde. Zu diesem K-20 haben wir einen Abhörpegel (Lautheitsempfinden unserer Ohren) von 83 dB SPL im letzten Artikel eingestellt. Falls du dir den Artikel noch nicht durchgelesen hast, wird es empfohlen, um nun auch den weiteren Text hier zu verstehen. Vorheriger Artikel: Mastering Lautstärke – die perfekte Abhörlautstärke

Monitor-Lautstärke in Relation zum jeweiligen Durchschnittspegel

Zu dem K-20 haben wir einen Abhörpegel (Lautheitsempfinden unserer Ohren) von 83 dB SPL im letzten Artikel eingestellt. Nun können wir den Abhörpegel auf das K-14 und K-12 übertragen. Wenn wir das K-14 nutzen wollen, darf der Durchschnittspegel vom Song in deiner DAW nur -14 dB betragen. Zudem stelle deinen kalibrierten Lautstärkeregler (siehe letzten Artikel) -6-dB-Schritte zurück. Falls dieser nicht gerastert sein sollte, drehe den Lautstärkeregler so weit herunter, bis dein Pegelmesser 83 dB bei Rosa-Rauschen anzeigt. Anschließend markiere die Stelle entsprechend, z.B. mit einem Stift oder Klebestreifen.

Dadurch, dass wir den Lautstärkeregler markiert haben, können wir ganz schnell den perfekten Pegel von 83 dB SPL für unsere Ohren einstellen. Hast du einen Song gehört, der einen Durchschnittspegel von -20 dB hat (also K-20), dann steht dein Lautstärkeregler bei der Ausgangsposition 0 dB. So hörst du mit deinem kalibrierten System die perfekten 83 dB SPL. Hörst du anschließend einen Song, der einen Durchschnittspegel von -12 dB hat (also K-12), brauchst du nur bei einem gerasterten Lautstärkeregler 8-dB-Schritte zurückdrehen, um wieder die perfekte 83 dB SPL zu hören. Der Lautstärkeregler steht also nun durch die Markierungen in Relation zum jeweiligen Durchschnittspegel.

Wenn wir das K-12 nutzen wollen, darf der Durchschnittspegel vom Song in deiner DAW nur -12 dB betragen. Außerdem stelle deinen kalibrierten Lautstärke-Regler (siehe letzten Artikel) -8 dB-Schritte zurück. Falls dieser nicht gerastert sein sollte, drehe den Lautstärkeregler so weit herunter, bis dein Pegelmesser 83 dB bei Rosa-Rauschen anzeigt. Anschließend markiere die Stelle entsprechend, z.B. mit einem Stift oder Klebestreifen.

Fazit: Ein zu lauter Durchschnittspegel wirkt sich negativ auf die Soundqualität aus

Nun haben wir nicht nur für das K-20 deinen Monitorregler kalibriert, sondern auch für das K-14 und K-12. Wenn du nun von K-20 zu K-12 wechselst, musst du nun deinen Monitorregler in die markierte oder gerasterte Position bringen und schon hörst du weiterhin die empfohlenen 83 dB SPL. Klasse! Denn nun hörst du immer in der perfekten Abhörlautstärke.

Kurz gesagt, setzt das K-System die Monitor-Lautstärke in Relation zum jeweiligen Durchschnittspegel. Am Monitor-Controller wird ein Nullpunkt definiert, bei dem pro Lautsprecher gemessen an der Hörposition insgesamt 83 dB SPL Rosa-Rauschen herauskommen. Eine abgemischte Produktion, die der Mastering Ingenieur bekommt, sollte auf keinen Fall lauter als der durchschnittliche Abhörpegel von -12 dB sein (K-12) – am besten um -18 dB herum. Das lauter machen, sollte immer dem Mastering-Ingenieur überlassen werden.

Da letztendlich die Kunden immer ein sehr lautes Master haben wollen, frage erst einmal Folgendes: Was sind deine Lieblings-CDs? Mit etwas Glück wird eine CD dabei sein, die etwas älter ist. Diese werden weniger laut klingen und dadurch besser. Erkläre Ihnen den vorherrschenden Lautheitskrieg und frage: Soll das Album gut oder verzerrt klingen? Selbstverständlich gibt es verschiedene Stufen von „laut“. Noch einigermaßen wettbewerbsfähig bleiben und einen nicht zu großen Schaden an der Soundqualität anrichten, ist oft ein ganz guter Kompromiss.

Glücklicherweise haben Streaming-Dienste, wie z.B. Spotify oder Deezer, den Durchschnittspegel der Songs gesenkt und auf ein einheitliches Level (Lautheit) gebracht! Wie wir ein Master laut kriegen, wird noch in einem späteren Artikel erklärt.

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